Scheinträchtigkeit vs. Scheinmutterschaft bei Hündin [Teil 2]

Die Scheinträchtigkeit findet in der zyklischen Phase des Diöstrus statt. Der Diöstrus ist die Phase im Zyklus, die nach der Läufigkeit stattfindet. Wenn du mehr über den Zyklus der Hündin erfahren möchtest, dann schau hier vorbei. Der Diöstrus findet statt, ganz egal, ob die Hündin gedeckt wurde oder nicht und dauert ca. 63 Tage. 

Im Zyklus der Hündin unterscheiden wir zwischen der Scheinträchtigkeit und der Scheinmutterschaft. Zwei Hormone bestimmen jeweils diese beiden Phasen und beeinflussen entsprechend das Verhalten unserer Hündin. Die Scheinträchtigkeit und die Scheinmutterschaft sind einerseits eines der coolsten Dinge, die sich die Natur überlegt hat. Um eine trächtige Hündin im Familienverband zu unterstützen, werden ebenso nicht trächtige Hündinnen scheinträchtig. Das ist ein klarer Fitnessvorteil. Fitness ist nicht im Sinne von Sport zu verstehen, sondern im biologischen Sinne von Angepasstheit. „Survival of the fittest“ oder auf Deutsch „Überleben des Angepasstesten“, wie es so schön im Darwinismus heisst. Für domestizierte Hündinnen ist das oft ein kompliziertes Prozedere und viele Hündinnen leiden unter der Scheinträchtigkeit und der Scheinmutterschaft. Manchmal leidet der Hundemensch jedoch mehr als die Hündin selbst. Kleinere Rassen sind davon stärker betroffen als grössere Rassen. Aber wie so oft sind auch die hormonellen Veränderungen sehr individuell. Wenn du mehr zu Hilfsmitteln während der Läufigkeit und bei Scheinträchtigkeit erfahren möchtest, dann schau in diesem Blog (Blog folgt noch) vorbei. 

Scheinträchtigkeit

Bei einer Scheinträchtigkeit durchläuft die Hündin hormonell eine Pseudoschwangerschaft, obwohl sie nicht trächtig ist. Die Scheinträchtigkeit hält genauso lange an, wie eine Trächtigkeit, also ca. 63 Tage. Das Gelkörperhormon ist dafür verantwortlich, weil die Gelbkörper auch nach dem Eisprung noch Progesteron abgeben. 

Progesteron ist ein Sexualhormon. Es ist verantwortlich für die Entstehung und Erhaltung der Trächtigkeit. Progesteron ist ab dem ersten Tag in der Phase des Östrus im Blut nachweisbar. Der Progesteronspiegel erreicht nach den Eisprügen (Hündinnen haben mehrere) den Höhepunkt. Wird die Hündin nicht trächtig, sinkt der Progesteronspiegel mit dem Diöstrus. 

Verhalten

Beim Verhalten wirkt sich das Progesteron positiv auf die Hündin aus. Die Hündin sucht gute Sozialkontakte, ist verschmust und generell ruhigerDie Hündin wird wie in einer normalen Trächtigkeit anhänglicher und sucht Nähe zu ihren Familienmitgliedern. Das ist vollkommen sinnvoll, weil eine trächtige Hündin im Familienverband den Schutz und die Nähe der Familienmitglieder für eine gut verlaufende Trächtigkeit benötigt. Scheinträchtige Hündinnen würden eine trächtige Hündin hauptsächlich sozial unterstützen. Das hat damit zu tun, dass Progesteron eine beruhigende Wirkung hat, um den Körper der Hündin ideal auf die Trächtigkeit vorzubereiten. Ausserdem hemmt es den Milcheinschuss und bereitet den Körper der Hündin generell darauf vor, trächtig zu sein. Progesteron begünstigt generell eine positive Stimmungslage und steigert das Wohlbefinden. Sobald der Progesteronspiegel der Hündin im Diöstrus sinkt (bei nicht trächtigen Hündinnen), sinkt somit das allgemeine Wohlbefinden der Hündin. Gleichzeitig steigt das Hormon Prolaktin bei der Hündin an. 

Symptome

  • Umfangzunahme
  • Anhänglichkeit
  • Erhöhtes Fressbedürfnis oder Appetitlosigkeit

Scheinmutterschaft

Sobald das Hormon Progesteron sinkt, steigt das Hormon Prolaktin an. Bei der Scheinmutterschaft sorgt das Hormon Prolaktin für Veränderungen bei der Hündin. Sie findet ca. 2 Monate nach dem Östrus (Standhitze) statt. Prolaktin wird auch umgangssprachlich „Elternhormon“ genannt und hält 2-4 Wochen an. Die Hündin entwickelt regelrecht Muttergefühle, ohne Welpen zu haben. Das zeigt sich ganz typisch in ihrem Verhalten.  

Prolaktin beinhaltet den lateinischen Teil lac = Milch. Es sorgt unter anderem dafür, dass das Drüsengewebe des Gesäuges wächst und die Milchbildung (Laktation) anregt.

Verhalten

Sobald das Progesteron sinkt, kann das bei der Hündin eine depressive Verstimmung verursachen. 

Die Hündin möchte möglicherweise nicht mehr ihr Zuhause verlassen, in der Angst „die Welpen“ allein zu lassen. Das ist natürliches Verhalten und man sollte seine Hündin darin zwar nicht unnötig bestärken, aber Verständnis zeigen und Ablenkungsbeschäftigung anbieten. Da es während der Scheinmutterschaft keine echten Welpen gibt, sucht die Hündin sich Ersatzwelpen, hauptsächlich Kuscheltiere, aber auch kleinere Tiere (Katzen, kleinere Hunde) müssen an diesem Punkt herhalten. Bei Ersatzwelpen aber auch anderen Ressourcen kann es zu stärkerer Ressourcenverteidigung kommen. Zudem zeigt die Hündin sogenanntes Nestbauverhalten. Nestbauverhalten ist Verhalten, bei dem Die Hündin haupsächlich um ihr Nest, also meist den Liegeplatz herum bleibt und sämliche Gegenstände zu diesem trägt. Scharren, starkes Kreisen um den Liegeplatz und ähnliche Verhaltensweisen markieren mithilfe der Drüsen an den Pfoten den eignenen Platz. Gegenüber dem Menschen kann die Hündin zickiger wirken oder unberechenbar, weil ihre Stimmungen schwanken. Das ist alles natürliches Verhalten, das durch den Anstieg des Hormons Prolaktin begünstigt wird und kein Grund zur Sorge. 

Symptome

  • Geschwollenes Gesäuge
  • Milchproduktion
  • Fiepen
  • Zittern
  • Hecheln
  • Stimmungsschwankungen
  • Reduzierter Allgemeinzustand
 

    Scheinträchtigkeit und Scheinmutterschaft sind keine Krankheiten! Sie gehören zu einer intakten Hündin dazu. Verhaltensänderungen (auch ins Negative) sind normal und horomonell begünstigt. Diese Veränderungen 2 Mal im Jahr sind kein Grund für eine Kastration. Erst ab einem deutlichen Leidensdruck oder medizinischer Relevanz (Gebärmuttervereiterung), der nicht reguliert werden kann (z. B. durch hormonregulierende Heilpflanzen oder Medikamente, sollten 2-3 Meinungen von Tierärtzen / Tierrärtzinnen einbezogen werden.

    Jeder Zyklus eine neue Chance

    Jeder Zyklus der Hündin verläuft individuell. Dabei muss eine intensive Scheinmutterschaft im aktuellen Zyklus nicht auf einen schlimmen Verlauf im nächsten Zyklus schliessen. Fakt ist: Scheinträchtigkeit und Scheinmutterschaft sind keine Krankheiten! Es ist ein evolutionsstabiles Überbleibsel. Ist die Hündin nur etwas angeschlagen, besteht kein Grund zur Sorge. Werden die Symptome intensiv, kann gehandelt werden. Hündinnen können mit Hilfsmitteln bereits zu Beginn der Läufigkeit unterstützt werden, um stark ausfallende Symptome und Verhaltensänderungen der Scheinträchtigkeit und Scheinmutterschaft zu regulieren. Wir würden dir immer empfehlen, alle Möglichkeiten zur Unterstützung abzuwägen und keine voreiligen Entscheidungen im Hinblick auf Kastration oder Sterilisation zu treffen. Genauer werden wir jedoch noch in einem weiteren Blog auf diese Zusammenhänge eingehen (Blog folgt noch). Welche Unterstützungen du deiner Hündin während der Läufigkeit und Scheinträchtigkeit bieten kannst, erfährst du in diesem Blog (Blog folgt noch). 

    Tritt regelmässig nach der Läufigkeit eine hohe Symptomatik bei Scheinträchtigkeit oder Scheinmutterschaft auf, dann solltest du es von einem Tierarzt oder einer Tierärztin untersuchen lassen. Das Risiko für folgende Erkrankungen könnte erhöht werden:

    • Entzündungen des Gesäuges durch Milchstau
    • Eierstockzysten
    • Gebärmuttervereiterungen
    • Mammatumore (Wucherungen in der Milchdrüse)

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