Last Minute Silvester Tipps für Angsthunde

Für die meisten Hunde ist Silvester alles andere als ein Grund zum Feiern. Hunde, die an Silvester ängstlich oder panisch reagieren, leiden in den meisten Fällen unter Geräuscheangst. Geräusche, die Hunde nicht zuordnen können oder bei denen sie nicht wissen, woher sie kommen, sind besonders beängstigend. Geräuscheangst entwickelt sich hauptsächlich im ersten Lebensjahr des Hundes. Die ersten Erfahrungen, die ein Welpe und Junghund mit lauten Geräuschen sammeln, sind daher ausschlaggebend für den weiteren Umgang mit lauten Geräuschen und entsprechend mit dem Silvesterfeuerwerk und den Böllern. 

 Um die Silvester-Angst beim Hund in den Griff zu bekommen, benötigt es ein ausgiebiges Training und eine gute Habituation, also Gewöhnung an laute Geräusche. Für ein intensives Habituations-Training bleibt keine Zeit mehr, deshalb geben wir dir 7 Last Minute Silvester Tipps, um deinem Hund ein angenehmes Silvester zu ermöglichen.

Einkaufliste

Bevor es mit den Tipps losgeht, benötigst du noch einiges an Equipment, um für Silvester gewappnet zu sein. Dazu gehört: 

  • Wattebällchen (bekommst du im Supermarkt oder in der Drogerie)
  • Kauartikel, die lange halten und intensiv schmecken, also getrocknete Rinderohren etc.
  • Leckereien zum Schmieren: Leberwurst für Kinder, Leckerlipasten, Ziegenmilchjoghurt oder natürliche Erdnussbutter ohne Zucker und Xylit

  • Ätherisches Lavendel oder Kamille Öl aus Apotheke oder Reformhaus
  • Falls du es zu Hause nicht hast: eine Decke zum Höhle bauen

Last Minute Silvester Tipps

Tipp Nr. 1: Gassi im Wald

Einige Regionen und Gemeinden verbieten bereits Feuerwerke und Böller. Leider trifft das noch nicht für jede Region zu und auch trotz Verbot finden sich immer wieder Personen, die das Verbot ignorieren. Um deinen Hund vor doofen Begegnungen und Situationen zu bewahren, kann es die Tage um Silvester einfacher sein, den Hund ins Auto zu laden und weit hinaus in den Wald zu fahren. Im Wald werden Feuerwerke nicht gezündet und eine ruhigere Stimmung kann deinem Hund helfen. Auch wenn die Autofahrt zum nächsten Wald kein ökologischer Tipp ist, kann das förderlich für deinen Hund sein. Deinen ökologischen Fussabdruck kannst du dann anderweitig ausgleichen. 

Tipp Nr. 2: Futterbeschäftigung

Futter ist immer ein guter Begleiter, denn zum einen kann Futter positive Gefühle auslösen und zum anderen ist Nervennahrung immer ein guter Tipp bei viel Stress. Nicht jeder Hund nimmt bei Stress Futter, deshalb solltest du nichts erzwingen. Besondere Lieblingsleckerli können helfen, dem Hund mit Futter zu helfen. 

Nervennahrung ist Nahrung, die deinen Hund bei stressigen Situationen ein besseres Durchhaltevermögen bietet. Besonders benötigt wird Nervennahrung bei Situationen, in denen dein Hund viel Impulskontrolle oder Frustrationstoleranz bedarf. Miller et al (2010) zeigten mit ihrer Studie, dass Hunde bei der Ausübung von Impulskontrolle einen erhöhten Energieverbrauch haben. Hunde, die einen Glukosetrank erhielten, konnten ihre Selbstkontrolle verdoppeln. Kohlenhydrate, die Hunde besonders gut vertragen sind Kartoffeln, Reis und Nudeln. Reis wird gerne bei Magendarmproblemen eingesetzt, da er leicht verdaulich und somit gut verträglich ist. Bei Hunden, die Gluten nicht vertragen, bieten sich Hirse, Haferflocken und Quinoa an, genau wie Buchweizen, Gerste oder Amaranth. Probiere einfach aus, was deinem Hund schmeckt und was er verträgt. Kohlenhydrate sind die Energiequelle für das Gehirn des Hundes. Mehr zur Nervennahrung findest du im Blog zur Impulskontrolle.

Leckerli-Suche Zuhause

Schnüffeln wirkt meist stressreduzierend, weil während der Nasenarbeit weniger bis gar keine Stresshormone produziert werden. Nach einer Schnüffeleinheit kommen die meisten Hunde auch viel besser zur Ruhe. Verstecke Futter oder Leckerli in einem Futterdummy Zuhause und lasse deinen Hund abwarten, bis du den Dummy versteckt hast. Gib nun das Signal, dass der Hund suchen darf. 

Futterspielzeug oder Kauartikel

Kauen und Knabbern ist für den Hund hilfreich, um besser mit Stress umzugehen. Das ist der Grund, warum Hunde mit hoher Trennungsangst gerne auf Möbeln rumkauen. Dieses natürliche Bedürfnis zu Kauen können wir nutzen, indem wir dem Hund ein Futterspielzeug mit Ziegenmilchjoghurt oder natürlicher Erdnussbutter füllen und vor Silvester in die Gefriertruhe legen. Auf diese Weise bleibt der Inhalt lange fest und er Hund ist länger damit beschäftigt. 

Du kannst alternativ eine Kauwurzel über Nacht mit ein Stück Käse oder Wurst in eine Frischhaltedose legen, damit die Wurzel den Geruch annimmt und dein Hund länger Freude daran hat. 

Tipp Nr. 3: Watte im Ohr

Bei besonders geräuschempfindlichen Hunden kann Watte im Ohr helfen, um die Geräusche zu dämmen. Ganz wichtig!!!! Die Watte darf nicht zu tief in den Gehörgang gesteckt werden. Frage bei Möglichkeit deinen Tierarzt, der dir dabei hilft. Da die Watte für den Hund zu Beginn unangenehm sein kann, solltest du ca. 3 Tage vor Silvester beginnen, deinen Hund behutsam daran zu gewöhnen. Dein Hund benötigt an Silvester selbst keine weiteren Stressfaktoren, die ihn stören.

Tipp Nr. 4: Rückzugsort mit Decken

Hunde lieben Höhlen. Für Silvester kannst du für deinen Hund eine Höhle um sein Hundebett bauen oder ein Kennel, bzw. eine Hundebox mit einer dicken Decke zudecken. Die Höhle bietet Geborgenheit und die Decke dämmt die Geräusche. Achte darauf, dass du deinen Hund bereits zwei bis drei Tage an die Höhle gewöhnst und diese positiv aufbaust, indem du deinen Hund besondere Kauartikel in der Höhle gibst. Lasse die Höhle auf, damit dein Hund sich frei bewegen kann. 

Tipp Nr. 5: Reizteilung durch Musik

Lasse die Tage vor und nach Silvester immer ein Hintergrundgeräusch laufen, indem du Musik einschaltest. Die Reizteilung ermöglicht es deinem Hund, dass er sich nicht nur auf das Feuerwerk oder die Böller konzentriert. Die Musik lässt die Silvestergeräusche leiser erscheinen und ermöglicht deinem Hund, leichter zu entspannen. Musiktherapie ist in einigen Bereichen beim Menschen sehr verbreitet. Musik kann Entspannung von Hunden fördern. Ergebnisse von Lindig et al. (2020) ​​weisen darauf hin, dass Tiere (nicht nur Hunde) bei klassischer Musik weniger gestresst oder ängstlich wirken. Bislang gibt es noch wenig Forschung, die Musik und Entspannung im Zusammenhang mit Tieren aufarbeiten. Musik kann Hilfe von Unruhe in der häuslichen Umgebung bieten. In den meisten Untersuchungen wurde die Ruhezeit und die Dauer des Bellens bewertet und als Indikatoren für Stress gemessen. Gemessen am Cortisol-Spiegel und der Herzfrequenz konnte klassische Musik Ruhe bewirken. Neben dem Genre kann eine Konditionierung und die Assoziation mit Erfahrungen und der Musik eine ebenfalls gute Wirkung zeigen. Liegt dein Hund immer entspannt neben dir, während du deine Lieblingsmusik hörst, kann die positive Erfahrung deinen Hund zur Ruhe führen. 

Tipp Nr. 6: Aromatherapie mit naturreinen Ölen

Kamille, Lavendel und Baldrian wird lange eine beruhigende Wirkung nachgesagt – bei Hund und Mensch. Die Kräuter können dem Hund über das Futter gegeben werden, um innerlich zu wirken oder als ätherisches Öl über einen Diffusor. Die Kräuter sollten während einer ruhigen Phase begonnen werden zu geben. Nutze dafür ausschliesslich hochwertige und schonend zubereitete Kräuter und ätherische Öle aus der Apotheke oder dem Reformhaus. 

Tipp Nr. 7: Stimmungsübertragung

Für die sogenannte Stimmungsübertragung sind Spiegeleneuronen zuständig. Die Forschung der Spiegelneuronen begann mit dem italienischen Forscher Giacomo Rizzolatti und seinem Team 1992 an Makaken Äffchen und steht heute noch recht am Anfang. Spiegelneuronen gewährleisten, dass aufgrund von Beobachtung Handlungstendenzen entstehen. Das ist vorwiegend in Gruppen oder bei Herden überlebenswichtig und somit sehr sinnvoll. Entdeckt ein Herdentier einen Feind, rennt es los und die anderen werden ihm folgen. Dem Feind wird die Wahl und die Jagd erschwert und das Überleben der Herdenmitglieder gesichert. Spiegelneuronen und die Stimmungsübertragung sind für unser Überleben existenziell. Spiegelneuronen sind nicht nur für Handlungsschemata zuständig, sondern, wie der Name „Stimmungsübertragung“ vermuten lässt, auch auf die Stimmung und Emotionen.

Stimmungsübertragung ist innerartlich, also z. B. zwischen Hund und Hund und zwischenartlich bei z. B. Mensch und Hund möglich. Bist du gestresst und unruhig, dann überträgst du diese Stimmung unbewusst auf deinen Hund. Dein Hund nimmt deine Unruhe durch unterschiedliche Signale wahr: Deine Körperhaltung, deine Stimme, chemisch über deinen Schweiss oder auch über dein Handeln. Hunde sind in der Lage, unsere Emotionen wahrzunehmen. Stimmungsübertragen sollte jedoch nicht falsch verstanden und vermenschlicht werden als „Mein Hund versteht mich“. Nein, dein Hund empfindet deine Emotionen nach. Kommt dein Hund nicht zur Ruhe, kann die Unruhe womöglich an deiner aktuellen Gefühlslage liegen. Hinterfrage also immer auch deine Emotionen, um deinem Hund Ruhe beibringen zu können. 

Anspannung kann zusätzlich durch Berührung entspannt werden. Das Hormon Oxytocin spielt bei Entspannung eine wesentliche Rolle. Durch Berührungen werden unterschiedliche Fasern der Haut aktiviert, die eine gute (streicheln) von einer schlechten Berührung (beissen) unterscheiden. Diese Informationen werden an das Gehirn weitergeleitet und bei einer guten Berührung wird vermehrt Oxytocin ausgeschüttet. Der Anstieg des Oxytocins wirkt entspannend.