Aggression beim Hund - Motivation und Ursachen

Einleitung


Im Herzen eines jeden Hundebesitzers liegt der Wunsch, eine harmonische Beziehung und ein tiefergehendes Verständnis mit seinem vierbeinigen Freund zu entwickeln. Doch was geschieht, wenn der liebevolle Begleiter plötzlich aggressives Verhalten zeigt? Aggression beim Hund kann vielfältige Ursachen und Ausprägungen haben, und oft sind die Gründe dahinter missverstanden oder unbekannt. Die Natur dieser Verhaltensmuster ist sowohl in der Biologie des Hundes als auch in seiner Umwelt und Erziehung verwurzelt. In einer Welt, in der schnelle Schlüsse und stereotype Annahmen vorherrschen, lädt dieser Blog dazu ein, die komplexen Netzwerke von Ursache und Wirkung zu erkunden, die dem Aggressionsverhalten bei Hunden zugrunde liegen. Wir tauchen in eine multidimensionale Betrachtung ein, die von genetischen Faktoren über körperliche und psychische Gesundheit bis zu unterschiedlichen Motivationen von Aggression beim Hund reicht.

Definition von Aggression beim Hund

Das Wort „Aggression“ wird oft genutzt, wenn wir über herausfordernde oder schwierige Verhaltensweisen bei Hunden sprechen. Aber was genau ist eigentlich „Aggression“? Hier wird es knifflig, denn eine einheitliche Definition, die alle Facetten abdeckt, gibt es nicht wirklich. 

Aggression dient oft dem Zweck, eine wahrgenommene Bedrohung abzuwenden oder Ressourcen zu verteidigen.

Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen, eine Expertin auf dem Gebiet der Hundepsychologie, erklärt es so: „Aggression kommt vom lateinischen Wort «aggredior», das so viel wie «sich nähern» oder «an etwas herangehen» bedeutet. Bei Tieren, speziell bei Caniden (also Hunden und ihren Verwandten), geht es dabei oft um das Sichern von Platz und die Darstellung oder Verteidigung des eigenen Status in einer Gruppe. Einfach ausgedrückt: «Hier komme ich, mach Platz!», könnte der Hund sagen.“ Aggression ist also auch eine Art, wie Hunde miteinander und mit uns kommunizieren – und diese Kommunikation ist oft komplexer, als sie auf den ersten Blick erscheint (Feddersen-Petersen, D. (2014). Hundepsychologie: Sozialverhalten und Wesen – Emotionen und Individualität. Kosmos).

 

Die Definition von Aggression weitet sich also weit über das einfache Konzept eines physischen Angriffs hinaus und erweitert unsere Perspektive hinsichtlich der Rolle, die dieses Verhalten in der sozialen Dynamik und dem Überleben von Tierarten, insbesondere von Caniden wie Hunden, spielt. Aggression ist hierbei nicht nur als potenziell schädliches Verhalten zu verstehen, sondern als ein vielschichtiges und essentielles Kommunikationsmittel innerhalb sozialer Strukturen. Aggression beim Hund ist demnach normales Verhalten und ist ein unerlässlicher Teil der Kommunikation (Heberer, U., Brede, N. & Mrozinski, N. (2017). Aggressionsverhalten beim Hund. Kosmos).

Intraspezifische Aggression

„Intra-“ bedeutet „innerhalb“ oder „selbst“, somit bezieht sich „Intraspezifische Aggression“ auf aggressives Verhalten innerhalb einer Spezies. Bei Hunden wäre das aggressives Verhalten von einem Hund gegenüber einem anderen Hund. Dies kann sich in verschiedenen Formen manifestieren, etwa in Konflikten um Ressourcen (wie Futter, Spielzeug oder Schlafplätze), als Reaktion auf wahrgenommene Bedrohungen oder in Kontexten sozialer Hierarchie und Dominanzverhalten. Intraspezifische Aggression kann auftreten aufgrund von Konkurrenz, Paarungsstreitigkeiten, Territorialität, oder sozialen Hierarchiedynamiken.

 

Beispiel: Zwei Hunde, die um ein Spielzeug kämpfen und aggressives Verhalten wie Knurren, Zähnezeigen oder Beißen zeigen.

Interspezifische Aggression

„Inter-“ bedeutet "zwischen", "Interspezifische Aggression" bezieht sich also auf aggressives Verhalten zwischen Individuen verschiedener Arten. Bei einem Hund kann dies beispielsweise Aggression gegenüber Menschen, Katzen, Vögeln oder anderen Tieren umfassen. Diese Art von Aggression kann durch Beutetrieb, Angst, Schutz von Territorium oder Ressourcen, oder eine Reihe anderer Faktoren ausgelöst werden. Interspezifische Aggression ist also das, was wir oft sehen, wenn Hunde auf andere Tierarten in einer Weise reagieren, die als aggressiv interpretiert werden kann.

 

Beispiel: Ein Hund, der eine Katze jagt oder anbellt, wäre ein Beispiel für interspezifische Aggression.

 

Aggressionsverhalten als Kommunikation: Verstehen, statt verurteilen

Aggressionsverhalten bei Hunden zu verstehen, bedeutet, einen Blick in ihre Art der Kommunikation zu werfen. Hunde verfügen nicht über die komplexe Sprache der Menschen und kommunizieren stattdessen auf andere Weisen, um ihre Bedürfnisse, Ängste, Freuden und Unwohlsein auszudrücken. Hierbei spielt Aggressionsverhalten eine bedeutende Rolle, die häufig missverstanden wird. Aggression ist nicht gleich Gefährlichkeit. Es ist von grundlegender Bedeutung zu betonen, dass Aggressionsverhalten nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit Gefährlichkeit ist. Wenn ein Hund knurrt oder sogar die Zähne zeigt, drückt er damit nicht immer eine direkte Bedrohung aus, sondern signalisiert, dass er mehr Distanz fordert. Die Eskalationsstufen von Aggressionsverhalten müssen uns Hundehaltern bekannt sein. Bestrafe ich meinen Hund für Knurren oder Zähnezeigen, kann das langfristig dazu führen, dass die Warnsignale in Zukunft wegfallen und mein Hund direkt zuschnappt. Es ist daher essenziell, die verschiedenen Formen und Ursachen der Aggression beim Hund zu unterscheiden, um adäquat auf sie zu reagieren und potenzielle Konflikte zu vermeiden.

Verschiedene Motivationen für Aggressionsverhalten

Wäre es nicht toll, wenn es eine einfache Liste gäbe, die uns genau sagt, warum ein Hund aggressiv ist und was wir dagegen tun können? So eine Checkliste wäre super praktisch, ist aber leider nicht machbar. Das liegt daran, dass das aggressive Verhalten von Hunden kompliziert und von vielen verschiedenen Dingen beeinflusst wird. So ist es nicht einfach, einen genauen Grund für das Verhalten festzustellen und eine klare Lösung zu finden. Verhalten bei Hunden ist grundsätzlich erst einmal multifaktoriell. Das bedeutet, dass Verhalten nicht nur durch einen Grund, sondern aufgrund von vielen unterschiedlichen Beweggründen auftreten kann. Zeigt ein Hund Aggressionsverhalten, dann ist selten nur eine Motivation dahinter vertreten. Häufig sind mehrere Gründe, die den Hund zu Aggressionsverhalten anspornen und zwischen den Antrieben kann er innerhalb einer Sequenz wechseln.  Für uns Menschen ist es also schlichtweg unmöglich, nur eine einzige Motivation herauszufiltern. Trotzdem möchten wir dir einige Motivationen für Aggressionsverhalten erklären. 

Mischmotivation

In den meisten Fällen entsteht Aggressionsverhalten durch eine Mischmotivation, bei der verschiedene Formen von Aggression gleichzeitig eine Rolle spielen. Das heißt, der Hund reagiert nicht aus einem einzigen Grund aggressiv, sondern seine Reaktion ist eine Mischung aus verschiedenen internen und externen Antrieben. Ein Hund könnte beispielsweise territorial und zugleich auch aus Angst aggressiv reagieren. Das Vorhandensein mehrerer Motivationsfaktoren macht es schwierig, den genauen Auslöser für das aggressive Verhalten zu identifizieren und entsprechend zu intervenieren. Mischmotivation kann auch dazu führen, dass ein Hund inkonsistente oder schwer zu interpretierende Signale sendet, was es für den Halter herausfordernd macht, den Zustand seines Tieres korrekt zu lesen.

Drohverhalten

Angstaggression

Angstaggression bei Hunden bezieht sich auf aggressives Verhalten, das aus Angst oder Unsicherheit heraus entsteht. Ein Hund, der aus Angst aggressiv reagiert, versucht oft, eine Bedrohung – ob real oder eingebildet – abzuwehren oder zu meiden. Dieses Verhalten ist eine Art Selbstschutz, um sich vor etwas, was als gefährlich oder beunruhigend interpretiert wird, zu schützen. Angst ist eine Emotion, die als Reaktion auf eine wahrgenommene Bedrohung oder Gefahr auftritt. Sie hat eine wichtige Funktion im Hinblick auf Überleben und Schutz, indem sie Lebewesen dazu veranlasst, auf potenziell gefährliche Situationen in einer Weise zu reagieren, die das Risiko minimiert. Bei Hunden (und generell bei Tieren) kann Angst jedoch nicht nur durch tatsächlich bedrohliche Situationen ausgelöst werden, sondern auch durch Umstände, die sie als solche interpretieren – selbst wenn keine echte Gefahr vorliegt.

Die Konzepte von „Flight, Freeze, Fiddle, Fight“ sind oft zentrale Elemente beim Verständnis von Angstreaktionen bei Tieren, einschließlich Hunden. Diese vier „F's“ repräsentieren verschiedene Möglichkeiten, wie Tiere auf Angst oder eine Bedrohung reagieren können:


1. Flight (Flucht)

Die Fluchtreaktion ist eine häufige Antwort auf Angst oder Gefahr. Wenn ein Hund eine Situation oder ein Objekt als Bedrohung empfindet, kann seine erste Reaktion darin bestehen, zu versuchen, sich von dieser Bedrohung zu entfernen. Er könnte weglaufen, sich verstecken oder einen sicheren Ort aufsuchen. Diese Art von Verhalten soll das Individuum aus einer möglichen Gefahr herausbringen. In einer Alltagssituation beim Spaziergang ist das für den Hund leider nicht immer möglich, weil die Leine ihn daran hindern könnte, sich zu verstecken. 


2. Freeze (Erstarren)

In einer Angstsituation tritt häufig eine „Freeze“-Reaktion (Erstarren) auf. Dies ist ein überlebenswichtiger Mechanismus, der in gefährlichen Situationen eintritt, um nicht von Raubtieren bemerkt zu werden. Kann der Hund vor einer beängstigenden Situation nicht flüchten, erstarrt er meist. Dies kann als eine Art Verteidigungsmechanismus dienen, besonders wenn die Flucht nicht möglich ist. Der Hund bleibt völlig unbeweglich und wartet, oft in der Hoffnung, dass die Bedrohung von selbst verschwindet oder er nicht bemerkt wird.


3. Fiddle (Fiedeln/Ablenkung)

„Fiddle“ oder auch als Fidget“ (Zappeln) bekannt, bezieht sich auf eine Art Ablenkungsverhalten oder Selbstberuhigung. Ein verunsicherter Hund könnte beginnen Verhaltensweisen zu zeigen, die man als Beschwichtigungssignale interpretieren könnte. Das Ziel ist oft, die eigene Anspannung zu reduzieren und gleichzeitig nonverbale Signale an die wahrgenommene Bedrohung zu senden, die besagen: „Ich bin keine Gefahr für dich.“ Manche Hunde beginnen in diesem Zusammenhang an, spielerische, eher alberne Verhaltensweisen zu zeigen, die Hundehalter dann als freundliche Spielaufforderung interpretieren. Diese falsche Einschätzung kann richtig gefährlich werden. 


4. Fight (Kampf)

Wenn Flucht, Erstarren oder Ablenkung nicht möglich oder nicht erfolgreich sind, könnte der Hund als letztes Mittel zum Kampf übergehen. Das bedeutet, dass er aggressives Verhalten zeigt, um die Bedrohung zu vertreiben, ganz getreu dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“. „Fight“ ist oft eine letzte Verteidigungslinie, wenn der Hund meint, dass er keine andere Möglichkeit hat, sich zu wehren. Hunde, die zum Beispiel zu wenig Schutz von ihrem Menschen erhalten, in dem der Mensch „Fiddel“ missversteht, oder der Hund in seiner Angst allein gelassen wird, wird zukünftig häufiger Aggressionen zeigen. Die ursprüngliche Angstaggression wird dann zur erlernten Aggression, weil der Hund aus Erfahrung weiss, dass er bisher mit der Strategie der Aggression erfolgreich war. 


Es ist wichtig, diese Reaktionen als normale Verhaltensweisen zu verstehen, die aus der Perspektive des Hundes dazu dienen, sich vor möglichen Bedrohungen zu schützen. Ein tieferes Verständnis dieser Reaktionen und ihrer Auslöser kann dazu beitragen, Umgebungen und Situationen zu schaffen, die den Stress für den Hund minimieren und ihm helfen, sich sicherer und entspannter zu fühlen. Ein proaktiver Umgang mit Angst und Stress bei Hunden, unter Umständen auch mit Unterstützung durch einen professionellen Hundetrainer oder Tierverhaltensspezialisten, kann für das Wohlbefinden des Tieres entscheidend sein.


So erkennst du Angstaggression: 

✔️ Hund ist handlungsunfähig

✔️ verweigert Leckerli 



 

Erlernte Aggression

Erlernte Aggression kann dem Hund unbewusst oder bewusst beigebracht werden. Bei unbewusst-erlernter Aggression hat der Hund aufgrund seiner Erfahrungen gelernt, dass sein Hund ihn entweder nicht ausreichend schützen kann, indem die Angst und das gezeigte fiddeln fehlinterpretiert und als Spielaufforderung gedeutet wurden oder aber unbeabsichtigte Lernprozesse von aggressiven Reaktionen auf bestimmte Orte oder Umweltreize.

Bewusst-erlernte Aggression ist beispielsweise Teil der Schutzhundausbildung. Hierbei werden Hunde auf bestimmte Reize oder Abläufe konditioniert, um aggressives Verhalten in spezifischen Situationen zu zeigen. Wichtig ist beim Hundesport dieser Art daher eine sachgerechte und auf den Hund abgestimmte Ausbildung, um keine unkontrollierbaren Verhaltensweisen zu entwickeln.

Schutzhundausbildung, Hund beisst in Beissarm
Schutzhundausbildung

Ressourcenbedingte Aggression

Ressourcenbedingte Aggression, oft auch als Ressourcenverteidigung bezeichnet, ist eine Form von aggressivem Verhalten, das auftritt, wenn ein Hund versucht, eine wertvolle Ressource zu verteidigen oder zu sichern.

  1. Futter und Leckerlis: Dies ist eine der häufigsten Ressourcen, die Hunde verteidigen. Ein Hund kann knurren oder schnappen, wenn sich jemand seinem Futternapf nähert, während er isst.
  2. Spielzeug: Einige Hunde zeigen aggressives Verhalten, wenn sie ein geliebtes Spielzeug haben und jemand versucht, es wegzunehmen.
  3. Liegeplätze: Ein Hund kann eine Lieblingsdecke, ein Bett oder einen bestimmten Platz auf der Couch als seine Ressource ansehen und diesen verteidigen.
  4. Menschen: Ein Hund kann eine bestimmte Person (oft den Hauptbesitzer) als seine Ressource ansehen und aggressiv reagieren, wenn er glaubt, dass diese Person von anderen bedroht wird.
  5. Territorium: Obwohl dies auch in die Kategorie der territorialen Aggression fallen kann, können Orte wie der Hinterhof oder das Haus als Ressourcen angesehen werden, die es zu verteidigen gilt.

Ressourcenbedingte Aggression bei Hunden zeigt sich durch eine bemerkenswerte Fixierung und Verteidigung von Objekten wie Futter, Spielzeug oder Schlafplätzen, bei denen der Hund in der Regel eine unmittelbare Präsenz und direkte Verteidigung des begehrten Objekts aufweist. Beim Annähern eines anderen Individuums, sei es Mensch oder Tier, versteift sich der Hund, fixiert das Objekt mit seinem Blick oder starrt knapp daran vorbei und beginnt, überdeutlich zu drohen, indem er knurrt, die Zähne fletscht und die Augen aufreißt. Abhängig von der Motivation des Hundes kann sein aggressives Verhalten sowohl offensiv als auch defensiv wirken. Es ist auch wichtig zu betonen, dass die Intensität, mit der ein Hund eine Ressource verteidigt, von verschiedenen Aspekten beeinflusst wird. Dazu gehören der Wert der Ressource selbst, das Gegenüber, gegen das die Ressource verteidigt wird, und der Status des verteidigenden Hundes - einschließlich Charakter, Rasseeigenschaften, Geschlecht, Gesundheitszustand und Alter. Hunde mit einem höheren sozialen Status neigen dazu, eine Ressource ruhiger und leiser oder weniger heftig zu verteidigen als Hunde mit einem niedrigeren sozialen Status, die dazu neigen, schneller, lauter und heftiger zu reagieren, da sie in ihrer Position möglicherweise mehr zu verlieren und zu gewinnen haben.


Sexuell motivierte Aggression

Sexuell motivierte Aggression bei Hunden ist eng mit Hormonen und deren Effekten auf das Verhalten verknüpft, die darauf ausgerichtet sind, die eigenen Fortpflanzungschancen zu optimieren. Bei Rüden zeigt sich sexuell motivierte Aggression hauptsächlich durch Imponierverhalten oder Kommentkämpfe, die beide zum Ziel haben, eine Einigung unter Rüden ohne ernsthafte körperliche Auseinandersetzung zu finden. Eher selten wird es bei Rüden ernsthaft. Der wesentlichen Unterschied ist die Aufgabe von Hündinnen und Rüden. Hündinnen sind für die Welpenaufzucht verantwortlich, deshalb sind sie auch im sozialen Verhalten mit Menschen eher nach innen bezogen. Bei Unstimmigkeiten mit anderen Hündinnen kann die Situation jedoch, im Gegensatz zu Rüden, wesentlich gefährlicher ausfallen und sogar bis aufs Blut gehen. Das Verhalten von Hündinnen mit anderen Hunden kann einerseits stark von der Erziehung oder dem Charakter abhängen, aber auch von der jeweiligen Zyklus-Phase, in der sie sich befindet. Einige Hündinnen zeigen vor, während oder nach der Läufigkeit – oft in Verbindung mit einer Scheinträchtigkeit – aggressives Verhalten, was in einem Haushalt mit mehreren Hunden zu Konflikten führen kann.

Sozial motivierte Aggression

Sozial motivierte Aggression bei Hunden entsteht und manifestiert sich in sozialen Kontexten, insbesondere in Bezug auf ihre menschlichen Sozialpartner. Machmal kann sozial motivierte Aggression auch entstehen, wenn der Hund weitere Hunde in seinem sozialen Verband beschützen möchte. Das aggressive Verhalten eines Hundes wird oft durch die Reaktionen und das Verhalten des Besitzers – sei es durch Angst, Unsicherheit oder sogar durch positive Verstärkung – unbeabsichtigt gefördert. Die Problematik der sozial motivierten Aggression wird durch Fehlinterpretationen des Hundehalters und der Umwelt weiter verstärkt. Häufig wird aggressives Verhalten als Beschützerinstinkt oder als Zeichen von Angst missinterpretiert, und die Reaktionen des Besitzers – wie etwa Beruhigen, Streicheln oder Lachen – können dieses unerwünschte Verhalten weiter verstärken. Das führt dazu, dass der Hund sein aggressives Vorgehen als ein mit seinem Menschen geteiltes, gemeinsames Erlebnis betrachtet. 


So erkennst du sozial motivierte Aggression: 

✔︎  Wird manchmal als „Beschützerinstinkt“ fehlinterpretiert.

✔︎  Kann sowohl gegenüber Menschen als auch gegenüber anderen Hunden auftreten.

✔︎  Kann in verschiedenen Kontexten auftreten (z. B. in der Familie, beim Spazierengehen).

✔︎ Ein mögliches Experiment zur Identifizierung: Der Hund wird angebunden und zeigt aggressives Verhalten gegenüber einem Reiz. Wenn der Besitzer sich entfernt, sollte geprüft werden, ob der Hund seine Aufmerksamkeit vom Reiz auf den Besitzer verlagert. Falls die aggressive Reaktion nachlässt, sobald sich Besitzer entfernt, handelt es sich um sozial motiviertes Aggressionsverhalten. 

✔︎  In der Interaktion mit anderen Hunden: Aggressives Verhalten kann plötzlich bei Einführung eines neuen Hundes auftreten und könnte fälschlicherweise als territoriale Aggression interpretiert werden.


Status motivierte Aggression

Statusbedingte Aggression bei Hunden bezieht sich auf die Hierarchie und Dynamiken innerhalb ihrer sozialen Gruppen oder Verbände. Hierarchien in solchen Verbänden, welche auf Gesundheit, altersbedingter Erfahrung und mentaler Stärke basieren, sind biologisch sinnvoll und dienen zur Orientierung für alle Mitglieder der Gruppe. Da die Merkmale, welche den Rang eines Tieres bestimmen, veränderlich und nicht statisch sind, versuchen insbesondere niederrangige Tiere immer wieder, ihren Status durch aggressives Verhalten zu verbessern, was ihnen unter Umständen zusätzliche Freiheiten und verbesserte Lebensbedingungen ermöglicht. Hierarchische Strukturen sind in Sozialverbänden unabdingbar, da klare und schnelle Entscheidungen, beispielsweise in Bedrohungssituationen, überlebensnotwendig sein können. In Bezug auf den Umgang mit Ressourcen tendieren mental starke Hunde, die in ihrem Verband einen höheren Rang haben, dazu, großzügiger zu sein und Ressourcen eher freizugeben. Dabei spielt die Art der Aggression – ob ressourcenbedingt oder statusbedingt – eine Rolle in Bezug darauf, ob eine Ressource verteidigt oder ein Konflikt ausgelöst wird. Während bei der ressourcenbedingten Aggression der Wunsch im Vordergrund steht, eine Ressource nicht hergeben zu wollen, hinterfragt die statusbedingte Aggression eher die Berechtigung des Gegenübers, eine Ressource zu entziehen, was in bestimmten Kontexten gefährlich werden kann.


So erkennst du Status motivierte Aggression: 

✔︎ Offensives Verhalten: Ausdrücke wie erhobener Kopf, direkter Blickkontakt, und hochgetragene Rute.

✔︎ Ressourcen- und Statuskonflikte: Streitigkeiten über Ressourcen wie Futter oder Plätze sind oft mit Statusfragen verknüpft.

✔︎ Subtile Kontrolle: Unscheinbare Methoden, um den Bewegungsspielraum des Halters zu beeinflussen (z.B. Weg versperren).

✔︎ Räumliche Überwachung: Positionierung an strategischen Orten zur Kontrolle von Raum und Bewegungen.

Territoriale Aggression

Territoriales Verhalten ist eine natürliche Verhaltensweise bei Hunden und tritt insbesondere im Kontext ihres Wohnraums auf. Für Tiere, die wie der Hund sesshaft sind, ist der Wohnraum eine überlebenswichtige Ressource. In ihrem Territorium befinden sich wichtige Ressourcen, wie Futter oder ihre Ruheplätze. Sie ziehen ihre Jungen in ihrem Territorium auf und verpaaren sich dort. Unseere Hund leben heutzutage eng mit uns zusammen und ihre Anpassungsfähigkeit hat sich auf ihre Interpretation von „Territorium“ ausgewirkt. Ein Hund nimmt nicht nur sein Zuhause als Territorium wahr, sondern kann territoriale Aggression auf das Auto oder seinen Spazierweg. Streng genommen ist also die territoriale Aggression gekoppelt an die ressourcenbedingte Aggression, weil (Wohn-)Raum für Hunde eine Ressource bedeutet. Hunde haben, in Bezug auf die Überwachung von Orten, stets als wertvolle Partner für Menschen gedient. Viele Hunderassen wurden ursprünglich – und auch heute noch – dazu genutzt, um als Hofhunde das Heim vor Eindringlingen zu schützen oder, im Falle von Herdenschutzhunden, die Herde vor Räubern und Raubtieren zu verteidigen. Der Hovawart zum Beispiel, hat seinen Namen von seiner einstigen Funktion als „Hofwächter“. Territoriales Verhalten bildet sich in der Verhaltensentwicklung eines Hundes recht spät aus. Es ist möglich, dass dein Hund die ersten zwei Jahre keine Anzeichen bei Besuchern gibt und dieses Verhalten sich im Verlauf und mit steigendem Alter mehr hervortritt.

 

So erkennst du territorial motivierte Aggression: 

✔︎ Aggressives Bellen entlang des Territoriums (z.B. Gartenzaun)

✔︎ Rasantes Zulaufen auf die Grenze, oft bis zu einem bestimmten Punkt

✔︎ Aufgeregtheit an den Territoriumrenzen

✔︎ Blockieren des Weges durch bedrohliches Stehenbleiben

✔︎ Nachlaufen von Eindringlingen mit möglichen Angriffsversuchen (Beißversuche)

✔︎ Ausführung von Scheinangriffen oder echten Angriffen

✔︎ Eindringlinge werden gestellt und so lange verbellt, bis sie sich nicht mehr bewegen

Hund bellt am Zaun
Hund bellt am Zaun

Umgelenkte Aggression

Umgelenkte Aggression tritt auf, wenn ein Hund aggressives Verhalten gegenüber einem Menschen oder Tier zeigt, obwohl seine Aggression eigentlich jemandem oder etwas anderem galt. Diese Art von Aggression kann auftreten, wenn ein Hund durch eine bestimmte Situation oder ein bestimmtes Individuum erregt oder frustriert ist, aber nicht in der Lage ist, seine Aggression direkt gegen das auslösende Ziel zu richten. Ein ganz banales Beispiel ist hierbei das Beißen in die Leine, sobald der Hund nicht an sein eigentliches Ziel kommt. Häufig richtet sich die Aggression dann auch gegen den Hundehalter, wenn etwa der andere Hund nicht direkt angegangen werden kann. Hierbei wird die Aggression stattdessen auf ein näheres, leichter erreichbares Ziel umgelenkt. Es bleibt ein Diskussionspunkt, ob umgelenkte Aggression absichtlich oder reflexartig erfolgt. Was sicher ist, ist dass solche aggressiven Verhaltensweisen oft reduziert oder modifiziert werden können, wenn das Hundetraining gezielt auf die Verbesserung der Impulskontrolle und das Management von statusbedingten Konflikten abzielt.


Ursachen von Aggression

Aggression bei Hunden kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden. Hier spielen sowohl die Anlage als auch die Umwelt eine entscheidende Rolle. Die Faktoren, die diese Verhaltensweisen hervorbringen können, sind vielfältig und oft komplex miteinander verflochten. Hierbei taucht unweigerlich die Anlage-Umwelt-Debatte auf, die sich mit dem Einfluss von Genetik (Anlage) und Umwelt (Erziehung, Sozialisation) auf Verhaltensweisen befasst. Ein Hund kann genetisch eine Prädisposition für bestimmte Verhaltensweisen, wie z.B. Aggression, haben. Dennoch spielt die Umwelt, in der er aufwächst und lebt, eine entscheidende Rolle dabei, ob und wie diese Anlagen zum Tragen kommen. Die genetische Komponente legt mögliche Verhaltensweisen an, während die Umweltbedingungen maßgeblich beeinflussen, welche dieser Verhaltensweisen tatsächlich ausgeprägt werden.

Genetik

Die genetischen Faktoren sind zentral bei der Formung des Temperaments und der Verhaltensneigung eines Hundes. Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass die DNA, die ein Hund von seinen Eltern erbt, die Grundlage für viele seiner späteren Verhaltensmuster, einschließlich der Anfälligkeit für Aggression, bildet. Dies bedeutet nicht, dass das Verhalten eines Hundes vollständig durch seine Gene determiniert ist, aber es legt gewisse Grundzüge und Potenziale fest, die unter bestimmten Umständen zum Vorschein kommen können. Es ist unerlässlich zu betonen, dass trotz rassespezifischer Tendenzen ein erheblicher Teil der Verhaltensausdrücke von Hund zu Hund unterschiedlich ist, und Umwelt, Erziehung, Sozialisation und individuelle Erlebnisse einen erheblichen Einfluss darauf haben, wie sich genetische Anlagen letztendlich manifestieren. Ein Hund einer Rasse mit einem Ruf für Sanftmut kann durchaus aggressives Verhalten zeigen, und umgekehrt kann ein Hund einer oft als „schwierig“ betrachteten Rasse durchaus sehr freundlich und sanft sein.

  • Deutsche Schäferhunde: Sie wurden ursprünglich für die Arbeit mit Schafen gezüchtet und sollten dazu in der Lage sein, die Herde zu schützen. Dies kann in einigen Fällen dazu führen, dass sie eine gewisse Schutz- und Wachsamkeitsneigung mit sich bringen, die sich auch als Aggression gegenüber Fremden manifestieren kann.
  • Terrier-Rassen (z.B. Jack Russell Terrier): Viele Terrier wurden zur Jagd auf Kleinwild gezüchtet und haben oft eine hohe Energie und Ausdauer. Sie können auch eine hohe Reizschwelle und eine Neigung zu impulsivem und reaktivem Verhalten aufweisen, was sich in einer höheren Bereitschaft zur Aggression äußern kann, besonders in Situationen, die als Bedrohung oder Herausforderung wahrgenommen werden.
  • Bullartige Terrier (z.B. American Staffordshire Terrier): Oft werden diese Rassen mit einer gewissen Sturheit und auch mit Aggressionsverhalten in Verbindung gebracht, was aber mit Vorsicht und stets individuell betrachtet werden sollte. Historisch gesehen wurden bullartige Terrier für verschiedene „Sportarten“ und Aufgaben gezüchtet, die aggressive Verhaltensweisen fördern könnten. Sie wurden unter anderem in der Vergangenheit für Bullen- und Bärenkämpfe, aber auch als Rattenfänger eingesetzt. Diese Aktivitäten förderten Eigenschaften wie Tapferkeit, Ausdauer und eine gewisse Aggressionsbereitschaft gegenüber anderen Tieren.
  • Rottweiler: Ein Rottweiler hat möglicherweise eine natürliche Neigung zum Schutz seines Territoriums oder seiner Familie, aufgrund seiner Geschichte als Arbeitshund in verschiedenen Schutz- und Wachfunktionen. Daher könnten sie in bestimmten Kontexten aggressive Tendenzen aufweisen, insbesondere wenn sie eine Bedrohung für ihr Territorium oder ihre Menschen wahrnehmen.

Erziehung und Sozialisation

Wenn wir über die Erziehung und Sozialisation bei Hunden sprechen, beziehen wir uns auf den Prozess, durch den Hunde lernen, wie sie sich in verschiedenen Situationen und gegenüber verschiedenen Lebewesen angemessen verhalten sollen. Dies betrifft ihre Interaktionen mit Menschen, anderen Tieren und ihrer Umwelt im Allgemeinen.

 

Frühe Sozialisation

Die Sozialisation beginnt bereits im Welpenalter und setzt sich während des gesamten Lebens des Hundes fort. Die primäre Sozialisationsphase findet jedoch zwischen der dritten und zwölften Lebenswoche statt. Während dieses Zeitraums ist es wesentlich, dass Welpen eine Vielzahl von Menschen, Tieren, Umgebungen und Erfahrungen kennenlernen. Dies hilft dabei, Angst vor unbekannten Objekten, Kreaturen oder Situationen im späteren Leben zu verhindern oder zumindest zu minimieren.

 

Sozialisation und Verhalten

Ein Mangel an Sozialisation kann zu unsicherem oder ängstlichem Verhalten führen, was wiederum zu Aggression führen kann, wenn der Hund sich bedroht fühlt oder in eine Ecke gedrängt wird. Ebenso kann eine schlechte Erfahrung mit einem bestimmten Stimulus (wie einem anderen Hund, einer Person oder einer Situation) während der kritischen Sozialisationsperiode später im Leben zu Angst und möglicherweise zu Aggressionsverhalten führen.

 

Die Rolle des Besitzers

Hier kommt die Rolle des Hundebesitzers ins Spiel. Das Einhalten eines strukturierten Trainings- und Sozialisierungsplans sowie das Beobachten und angemessene Reagieren auf das Verhalten des Hundes sind unabdingbar. Gleichzeitig ist das Aufbauen einer starken Bindung zwischen Besitzer und Hund durch Vertrauen und Respekt essentiell, um ein sicheres und stabiles Umfeld zu schaffen, in dem der Hund lernen kann.

Epigenetik

Die Epigenetik stellt eine Schnittstelle zwischen den genetischen Faktoren und der Umwelt dar. Die Epigenetik befasst sich mit Veränderungen in der Genexpression, also damit, wie Gene „abgelesen“ oder „stumm geschaltet“ werden, ohne dass die DNA-Sequenz selbst verändert wird. Diese Veränderungen können durch Umweltfaktoren, wie Stress, Ernährung oder Ausgesetztsein gegenüber Toxinen, ausgelöst werden und auch vererbt werden, ohne dass die DNA-Sequenz selbst zwischen den Generationen verändert wurde. In Bezug auf die Aggression bei Hunden können epigenetische Faktoren dazu beitragen, wie und wann aggressive Verhaltensweisen auftreten. Zum Beispiel könnte ein Trauma oder starker Stress der Mutterhündin epigenetische Markierungen setzen, die bestimmte Gene, die mit Stressreaktionen oder Angstverhalten verbunden sind, aktivieren oder deaktivieren. Dies könnte wiederum die Schwelle des Hundes für das Zeigen von aggressivem Verhalten in bestimmten Situationen beeinflussen. Es ist also vorstellbar, dass nicht nur die unmittelbare Lernerfahrung (also die Assoziation von Artgenossen mit negativen Erlebnissen), sondern auch langfristige Veränderungen in der Genexpression dazu beitragen, dass der Hund im Erwachsenenalter eine niedrigere Toleranzschwelle für sozialen Stress aufweist und eher zu aggressiven Verhaltensweisen neigt.

Hier spielt die Epigenetik eine Rolle als Mittler zwischen den genetischen Anlagen eines Individuums und seiner Umwelt, indem sie lebensgeschichtliche und umweltbedingte Einflüsse auf die Funktion seiner Gene einwirken lässt.

Körperliche Gesundheitsprobleme

Ein Aspekt, der das aggressive Verhalten eines Hundes stark beeinflussen kann, sind körperliche Gesundheitsprobleme. Schmerzen, Unwohlsein und das generelle Unvermögen, normal zu agieren, können den Charakter und das Temperament eines Hundes nachhaltig verändern.

Einige Rassen sind genetisch prädisponiert für bestimmte gesundheitliche Bedingungen, die zu Schmerzen oder Unbehagen führen können. Beispielsweise neigen manche große Rassen zu Hüftdysplasie, während kleinere Rassen eher an patellaren Luxationen leiden können. Schmerzen aus diesen Bedingungen können das Verhalten eines Hundes direkt beeinflussen und ihn reizbar oder aggressiv machen, insbesondere wenn seine schmerzhaften Bereiche berührt werden.

Psychische Gesundheit und Stress

Stress, sei er akut oder chronisch, kann das Verhalten eines Hundes erheblich beeinflussen. Ein Hund, der ständig unter Stress steht, sei es durch eine unstabile häusliche Umgebung, regelmäßige Konfrontationen mit Triggerfaktoren oder andere stressfördernde Umstände, kann ein erhöhtes Aggressionslevel zeigen. Mehr zu dem Thema Stress findest du hier

Neben Stress kann Angst aggressives Verhalten begünstigen. Angst motivierte Aggression wurde bereits weiter oben erläutert. 


General Aggression Model

 

Das General Aggression Model wurde von Craig Anderson und Brad J. Bushman als ein Rahmenwerk zur Erklärung aggressiven Verhaltens im Allgemeinen, häufig im Kontext menschlicher Aggression, entwickelt. Das Modell zielt darauf ab, verschiedene Faktoren zu erklären, die zur Entstehung aggressiven Verhaltens beitragen, und wie diese Faktoren in verschiedenen Kontexten interagieren.

Das General Aggression Model kann in drei Hauptkomponenten unterteilt werden:

  • Eingabephasen (Input): Diese betreffen persönliche und situative Faktoren.  Umgebungseinflüsse sein.

  • Routen oder Pfade (Routes): Dieser Teil bezieht sich auf die internen geistigen Prozesse. Dazu gehören Gedanken, Gefühle und körperliche Reaktionen.

  • Ausgabe (Output): Dies bezieht sich auf das endgültige Verhalten, das entweder aggressiv oder nicht-aggressiv sein kann.

Wenn wir das Modell auf aggressives Verhalten bei Hundes  anwenden würden:

  • Eingabephasen: Persönliche Faktoren könnten die Rasse, das Alter, Gesundheitszustand, frühere Erfahrungen oder Trainingsmethoden sein. Situationale Faktoren könnten unmittelbare Reize wie laute Geräusche, andere Tiere oder Menschen sein.

  • Routen: Wie der Hund diese Reize verarbeitet, basierend auf seinen internen Zuständen, seinen Erfahrungen und seiner Erziehung. Was löst die Situation in den Hund aus und welche Emotionen bzw. Affekte begünstigt sie?

  • Ausgabe: Das tatsächliche Verhalten des Hundes, das entweder aggressiv, passiv oder irgendetwas dazwischen sein kann.

Obwohl das General Aggression Model nicht speziell für Hunde entwickelt wurde, kann es sicherlich angepasst und als Rahmen verwendet werden, um zu verstehen, wie verschiedene Faktoren das aggressive Verhalten von Hunden beeinflussen könnten.

Vitomalias Fazit

Aggressionsverhalten bei Hunden wirft bei Haltern und der Öffentlichkeit oft Fragen und Besorgnisse auf. Doch hinter dem komplexen Verhaltensmuster der Aggression verbergen sich verschiedene Ursachen und Motivationen, die sowohl auf genetischer Ebene als auch durch Umweltfaktoren beeinflusst werden. Aggressives Verhalten kann durch verschiedene Motivationen angetrieben werden. Diese reichen von Angst über territoriale Defensive bis zu Ressourcenverteidigung oder sogar hierarchiebedingten Reaktionen. Der Schlüssel zum Verständnis liegt dabei oft in der genauen Beobachtung des Kontextes. 

Manche Rassen neigen aufgrund ihrer Zuchtgeschichte möglicherweise mehr zu bestimmten Formen der Aggression als andere, wobei auch individuelle Unterschiede betrachtet werden müssen. Obwohl genetische Faktoren das Potenzial eines Hundes für bestimmte Verhaltensweisen, einschließlich Aggression, beeinflussen, sind sie nicht das alleinige bestimmende Element. Der Ausdruck dieses genetischen Potenzials wird stets durch eine Vielzahl von Einflüssen moduliert, einschließlich Umweltfaktoren, individuellen Erfahrungen und epigenetischen Veränderungen. Daher ist ein integrativer Ansatz, der sowohl genetische als auch umweltbedingte Faktoren berücksichtigt, unerlässlich, um das Verhalten eines Hundes wirklich zu verstehen und positiv zu beeinflussen. Ein Mangel an richtiger Sozialisation und Erziehung kann Aggressionsverhalten fördern, selbst wenn der Hund genetisch keine erhöhte Neigung dazu aufweist. Zudem können sowohl physische als auch psychische Gesundheitsprobleme Aggressionsverhalten hervorrufen oder verstärken. Das veranschaulicht, wie komplex Aggressionsverhalten und die damit verbundenen Ursachen und Motivationen beim Hund sind. 



 

Was versteht man unter Aggressionsverhalten bei Hunden?

Aggressionsverhalten bei Hunden bezieht sich auf jede Form von Verhalten, das darauf abzielt, eine andere Person, ein Tier oder ein Objekt zu verletzen oder zu bedrohen. Dies kann durch Knurren, Beißen, Bellen oder andere Gesten ausgedrückt werden.

Was sind die Hauptursachen für Aggression bei Hunden?

Die Hauptursachen können genetische Faktoren, Erziehungs- und Sozialisationsprobleme, körperliche Gesundheitsprobleme und psychische Gesundheit/Stress umfassen. Auch äußere Faktoren wie die Umwelt, in der der Hund lebt, können eine Rolle spielen.

Gibt es bestimmte Rassen, die zu aggressivem Verhalten neigen?

Während manche Studien auf eine höhere Inzidenz bestimmter Verhaltensweisen bei einigen Rassen hinweisen, ist es entscheidend zu betonen, dass nicht die Rasse, sondern eine Vielzahl von Faktoren, einschließlich Erziehung und Umwelt, das Verhalten eines Hundes bestimmt. Aufgrund von ursprünglichen Zuchtzielen bei Jagdhunden, Wachhunden oder Herdenschutzhunden, kann eine Tendenz zu Aggressionsverhalten in jeweils unterschiedlichen Situationen beobachtet werden.

Wie beeinflussen genetische Faktoren das Aggressionsverhalten eines Hundes?

Genetische Faktoren können die Wahrscheinlichkeit bestimmter Verhaltensweisen beeinflussen, indem sie die körperliche und psychologische Grundlage des Hundes formen. Diese genetischen Prädispositionen interagieren mit Umweltfaktoren, um das endgültige Verhalten zu prägen.

Wie können körperliche und psychische Gesundheitsprobleme Aggression bei Hunden beeinflussen?

Ein Hund mit Schmerzen oder anderen physischen Beschwerden kann aggressives Verhalten zeigen, um sich zu schützen. Psychische Belastungen, wie chronischer Stress oder Angststörungen, können ebenfalls zu erhöhter Reizbarkeit und Aggression führen.

Was bedeutet Korrelation und Kausalität im Kontext von Aggressionsverhalten bei Hunden?

Korrelation bedeutet, dass zwei Dinge in Beziehung zueinander stehen und die Stärke der Beziehung variieren kann. Beispielsweise können bestimmte Hundetypen häufiger aggressives Verhalten zeigen, aber nicht notwendigerweise ursächlich miteinander verbunden sein. Aggression und Rasse stehen in Verbindung zueinander, aber sind nicht Ursprung allein. Kausalität meint, dass eine Ursache (z. B. eine Krankheit) eine Wirkung (z. B. Aggression) hervorruft. Bei Hunden ist es oft eine Kombination aus mehreren Faktoren, die zu aggressivem Verhalten führen.

Gibt es präventive Maßnahmen, um Aggressionsverhalten bei Hunden zu verhindern?

Ja, dazu gehören eine gute Sozialisation in jungen Jahren, konsequente, faire Erziehung, regelmäßige tierärztliche Kontrollen und ein stabiles, sicheres Umfeld. Ein fundiertes Verständnis der Hundekommunikation und der Bedürfnisse des Hundes sind ebenfalls entscheidend.