3 Trainings zur Impulskontrolle beim Hund [Profi]

Definition Impulskontrolle

Impulskontrolle ist die Fähigkeit, einem Impuls nicht nachzugehen. Der Impuls kann ein angeborener Reflex sein oder eine spontane Handlung. Impulskontrolle beim Hund bedeutet, dass der Hund seine Handlungen und Emotionen kontrollieren kann. Sie ist dadurch Selbstkontrolle, die wie ein Akku und Muskel zu gleich ist. Eine Übung kann nur wenige Male hintereinander geübt werden, weil der Akku vorerst ausgeschöpft ist. Das gilt auch für den restlichen Tag. Die Konzentrationsfähigkeit lässt nach und der Hund wird ungeduldig. Für dein Training der Impulskontrolle beim Hund bedeutet das, immer kurze Einheiten zu üben. 

Musste dein Hund beim Training oder im Alltag viel Geduld aufweisen, ist sein Akku leer und ihm werden einfache Alltagssituationen schwerfallen. Nach kurzen Einheiten vom Training sollte dein Hund ausreichend Zeit zum Erholen erhalten. 

Im Blogbeitrag Was ist Impulskontrolle kannst du genauer nachlesen, was die Impulskontrolle beim Hund ist und wie man diese beeinflussen und fördern kann. Schau dir auf jeden Fall vorher noch die Trainings zur Impulskontrolle für Anfänger an, sowie der Impulskontrolle für Fortgeschrittene. 

Trainingstipps

Es gibt einige Tricks, wie wir generell die Impulskontrolle bei unserem Hund fördern können. Mehr dazu erfährst du im Beitrag Was ist ImpulskontrolleSelbstkontrolle kann gezielt gestärkt werden, um das Training zu vereinfachen und unseren Hunden das Leben angenehmer zu gestalten. Das Training der Impulskontrolle ist ein wichtiger Aspekt, wie die Geduld und Konzentration deines Hundes im Allgemeinen aufgebaut und verbessert werden kann. Da das Training für deinen Hund viel intensiver ist als so manch anderes Training, solltest du zunächst einmal die Tipps umsetzen.

 

Tipp 1: Rituale

Impulskontrolle kostet deinen Hund sehr viel Ausdauer und Fokussierung. Der Alltag scheint mit aufgebrauchter Selbststeuerung für deinen Hund teilweise nicht ausführbar. Banale Alltagssituationen stellen deinen Hund vor eine grosse Herausforderung und lassen ihn schnell impulsiv reagieren. 

Generell solltest du für deinen Hund einen festen Tagesablauf und Rituale schaffen, die deinem Hund Sicherheit bieten. Rituale sind immer gleich ablaufende Handlungsweisen. Im Hundealltag sind sie von wichtiger Bedeutung, da sie dem Hund eine klare Linie vorgeben, die Kommunikation zwischen dir und deinem Hund verbessern und allgemein beim Hund zur Verbesserung seines Wohlbefindens führen. Bauen wir ritualisierte Handlungsweisen auf, werden sie irgendwann einmal automatisch ablaufen. So sind Rituale für unsere Hunde wichtige Wegweiser, was sie erwarten können und wie sie sich verhalten sollen. Durch ständige Wiederholung kann dein Hund Alltagssituationen leichter meistern und sie bedürfen keiner grossen Geduld mehr, weil sie fast automatisch ablaufen. Wird die Impulskontrolle dann einmal ernsthaft benötigt, hat dein Hund keinen komplett leeren Selbstbeherrschungs-Akku. Er konnte den Akku in ritualisierten Alltagssituationen einsparen und für ernsthafte Situationen nutzen. 

"Grenzen bieten Sicherheit und Sicherheit bietet Entspannung."

- Vitomalia

 

Tipp 2: Nervennahrung

Selbstkontrolle benötigt viel Energie, was man durch die Fütterung positiv begünstigen kann. Sogenannte „Nervennahrung“ ist kohlenhydratreiche Nahrung. Miller et al (2010) zeigten mit ihrer Studie, dass Hunde bei der Ausübung von Impulskontrolle einen erhöhten Energieverbrauch haben. Hunde, die einen Glukosetrank erhielten, konnten ihre Selbstkontrolle verdoppeln. Die Auswirkungen der verfügbaren Blutglukose hatte einen Einfluss auf die Fähigkeit von Hunden zur Selbstkontrolle. Die Blutglukose kann durch Kohlenhydrate im Hundefutter erhöht werden. Wie viele Kohlenhydrate dein Hund verträgt, ist sehr individuell. Innerhalb der gleichen Rasse bestehen beim Hund ausgeprägte Unterschiede in der Fähigkeit der Kohlenhydratverdauung. Damit der Hund Getreide gut verdauen kann, müssen Reis, Nudeln und Co. genug lange gekocht werden, um die darin enthaltene Stärke verwerten zu können. Kohlenhydrate, die Hunde besonders gut vertragen sind Kartoffeln, Reis und Nudeln. Mehr zu Kohlenhydraten, die langkettig oder kurzkettig sind und glutenfreien Kohlenhydraten für deinen Hund findest du im Blog Was ist Impulskontrolle.

Tipp 3: Ruhe und Entspannung

Ausreichend Ruhe und Schlaf gehört zu den körperlichen oder biologischen Grundbedürfnissen deines Hundes. Ein ausgewachsener und gesunder Hund benötigt zwischen 16 und 20 Stunden Ruhephase, Welpen oder kranke Hunde sogar mehr. Die Impulskontrolle verlangt viel Energie deines Hundes ab. Die Energie muss durch ausreichend Schlaf und Ruhe erneut aufgeladen werden. Nicht jeder Hund hat gelernt, aktiv Ruhe zu halten. Ruhe kann und muss gelernt werde und wird durch ein Deckentraining aufgebaut.  Vor allem hyperaktive Hunde müssen lernen zu ruhen. Wie du ein Nutze das Kernterritorium zur Ruhe und Entspannung schaffen kannst, lernst du im Beitrag Die wichtigsten 4 Hausregeln für deinen Hund. 

Schlaf hilft deinem Hund bei der Stressverarbeitung, weil während des Schlafs das Stresshormon Cortisol gesenkt wird. Cortisol wird in stressigen Situationen ausgeschüttet und muss anschliessend wieder abgebaut werden, um Dauerstress zu verhindern. Erhält dein Hund nicht ausreichend Schlaf, bleibt der Cortisol-Spiegel hoch und dein Hund empfindet noch mehr Stress. Durch Bewegung wird das Stresshormon Cortisol ebenfalls abgebaut. Gestresste Hunde, die zu wenig Ruhephasen erhalten, gleichen ihren Stress durch Bewegung aus. Stress und Bewegung, also Unruhe fördern erneuten Stress. Der Teufelskreis beginnt und aus einem gestressten Hund wird ein hyperaktiver Hund, der gestresst ist.

IMPULSKONTROLLE FÜR PROFIS TRAINING

Impulskontrolle kann und muss trainiert werden. Sie gehört zu den Kernkompetenzen, die jeder Hund erlernen muss. Jedes Training beginnt zunächst in einer reizarmen Umgebung und muss später auf alle möglichen Alltagssituationen übertragen werden. Man nennt das “Generalisierung”. Im Alltag kannst du nur das von deinem Hund verlangen, was du mit ihm geübt und trainiert hast. Ein “Sitz” Zuhause ist für deinen Hund etwas anders, als ein “Sitz” draussen. Hast du das “Sitz” draussen noch nicht geübt, ist es für deinen Hund fast wie ein neues Training. Die Impulskontrolle ist situationsabhängig und leider nicht generalisierbar. Für deinen Hund ist die Impulskontrolle also jedes Mal eine komplett neue Situation. Trotzdem kann ein genereller Aufbau und ein Training von Impulskontrolle sinnvoll sein. Dein Hund wird vom geduldigen Warten am Napf nicht dem weglaufenden Hasen auf dem Feld widerstehen. Dennoch sorgt eine gut trainierte Selbstkontrolle beim Hund für generelle Kontrollierbarkeit im Alltag. Das Training ist sinnvoll und muss gut aufgebaut werden, um es bestmöglich im Alltag mit Hund nutzen zu können. 

Bevor du mit der Impulskontrolle für Profis beginnst, solltest du die Impulskontrolle für Anfänger sowie die Impulskontrolle für Fortgeschrittene anschauen und mit deinem Hund üben. 

Beim Training empfehlen wir dir sehr kurze Trainingseinheiten von maximal 5 Minuten mit deinem Hund zu üben. Du kannst das Training der Impulskontrolle über den Tag verteilt immer wieder einbauen und anschliessend deinem Hund viel Ruhephasen bieten. Übe die Impulskontrolle am besten nicht vor einem Spaziergang oder vor stressigen Situationen (z. B. Tierarztbesuch). Dein Hund wird vor Situationen, die viel Selbstkontrolle fordern, keine zusätzlichen Impulskontrolle-Trainings aushalten.

Beachte beim Training folgende Punkte: 

Beim Training der Impulskontrolle für Profi-Hunde haben wir Training fokussiert mit Geduld in Form von Bewegungsreizen und Futterablenkung.  Alle Trainings kannst du dir kostenlos als Trainingsplan downloaden! Melde dich hierfür in unserem Mitgliederbereich an. 

Leinenführigkeit Pro

  • Lauf mit deinem Hund an lockerer Leine.
  • Wähle eine Ablenkung, die für deinen Hund eine grosse Verleitung bedeutet (z.B. Futter, Spielzeug, Ball) Achtung! Bei Ball-Junkies sollte erst mal simpel begonnen werden. 
  • Lasse deinen Hund an lockerer Leine neben dir laufen, während du die Ablenkung von deinem Hund weg wirfst oder neben dir fallen lässt (Tipp: Ein Ball lässt sich wunderbar dribbeln)
  • Optionen:
    • Läuft dein Hund gut mit, kannst du ihn sanft mit deiner Stimme loben eventuell (nur wenn du das möchtest) nach Premack-Prinzip zur Ablenkung hin erlauben.
    • Lässt sich dein Hund ablenken und möchte dem Reiz nachgehen, kannst du ihn körpersprachlich blockieren. Gehe im Training einen Schritt zurück und übe die Ablenkung erst ohne Bewegung.
  • Variiere unterschiedliche Ablenkungen und stärke so gleichzeitig eine sichere Leinenführigkeit.
 

Aktionsabbruch

  • Sichere deinen Hund an Leine und Geschirr.
  • Bereite einen Futterbeutel mit unattraktivem Leckerli und Jackpot Leckerli vor. 
  • Wirf nun das unattraktive Leckerli auf den Boden vor deinem Hund und gebe ihn mit einer klaren Freigabe (z.B. “Hol”) frei. 
  • Halte die Leine gut fest. 
  • Auf halber Strecke rufst du deinen Hund zurück. Voraussetzung für dieses Training ist ein trainiertes Rückrufsignal.
  • Die Leine verhindert, dass dein Hund zu dem unattraktiven Leckerli gelangt. Ist der Impuls jedoch zu hoch, solltest du das Impulskontrolle-Training für Fortgeschrittene vertiefen und ausbauen. 
  • Die Leine verhindert zusätzlich, dass dein Hund nicht an das Leckerli gelangt. 
  • Sobald dein Hund zu dir gekommen ist, lobst du ihn ausgiebig mit eurer Jackpot Belohnung. Diese kann ein kurzes Zerrspiel, ein besonderes Leckerli etc. sein.
  • Wiederhole diese Übung einige Male und baue die Distanz aus. 
  • Variiere nun mit steigerndem Training:
    • Training innen vs. draussen,
    • unterschiedliche Objekte zur Freigabe (Spielzeug, Futter, geworfen, gelegt, etc.)
    • unterschiedliche Belohnungen,
    • Distanz verringern und vergrössern.
Die Schleppleine hat eine Funktion: Sie soll selbst lobendes Verhalten verhindern. Reagiert dein Hund nicht auf das Abbruchsignal, kannst du die Schleppleine zum Verhindern nutzen. Gestalte dein Training anschliessend leichter und baue den Schwierigkeitsgrad schrittweise auf.

Futterwerfen & Basics

  • Übe diese Übung nur, nachdem dein Hund bereits gefressen hat und seine normale Futterration erhalten hat.
  • Wir einige Leckerli auf den Boden und gebe diese deinem Hund frei zum Fressen (z. B. „Nimm“).
  • Die Leine und das Halsband dienen dir als Hilfe, falls dein Hund nicht reagiert.
  • Gebe deinem Hund noch während Futterstücke auf dem Boden liegen ein Abbruchsignal (z. B. „Aus“) und direkt darauf ein Alternativverhalten (z. B. „Sitz“).
  • Reagiert dein Hund nicht, kannst du deinen Hund korrigieren, indem du die Leine nutzt und das Fressen verhinderst oder indem du deine Hand zum Splitting nutzt, sodass dein Hund nicht mehr an das Futter gelangt.
    • Gestalte das Training leichter, dein Hund scheint noch nicht so weit zu sein.
    • Gebe deinem Hund auf keinen Fall die restlichen Futterstücke frei, sondern nutze eine leichtere Übung.
  • Gebe deinem Hund die Futterstücke nach erfolgreichem Durchführen des Alternativverhaltens in Form von Basic Signalen frei.