Partielle Verstärkung

Definition 

 

Die partielle Verstärkung ist ein zentraler Begriff in der Hundeerziehung, der auf den Grundlagen der operanten Konditionierung beruht. Sie ist eine Form der Verstärkung (also Belohnung), bei der der Hund nicht jedes Mal belohnt wird, sondern nur manchmal. Eine partielle Verstärkung verursacht zwar langsameres Lernen, das Verhalten ist dagegen deutlich fester verankert. 

Kommt der Hund ab und zu zum Erfolg, wird das Verhalten sehr löschungsresistent und wird vom Hund teilweise zukünftig häufiger gezeigt. Dabei kann die partielle Verstärkung bewusst im Hundetraining eingesetzt werden, oder bei fehlender Konsequenz versehentlich einschleichen. 

 

Bewusster Einsatz der partiellen Verstärkung

Im Gegensatz zur kontinuierlichen Verstärkung, bei der jedes korrekte Verhalten sofort verstärkt wird, erfolgt bei der partiellen Verstärkung die Verstärkung unregelmäßig oder nach einem bestimmten Schema. Dies führt dazu, dass der Hund das gewünschte Verhalten auch ohne die Aussicht auf eine sofortige Verstärkung aufrechterhält.

 

  • Beispiel: Du baust ein erwünschtes Verhalten wie den engen Radius oder „Fuß“ auf. Zu Beginn belohnt du viel und in regelmäßigen Abständen. Im weiteren Verlauf variierst du die Häufigkeit der Belohnung und auch die Art und Weise der Belohnung. Das bietet dir mehr Flexibilität, nicht immer von der Belohnung abhängig zu sein und zum anderen hilft es dir, auf viele Belohnungsarten zurückgreifen zu können. 

 

Ungewollte partielle Verstärkung und ihre Folgen

In der Hundeerziehung kann fehlende Konsequenz dazu führen, dass der Hund unerwünschte Verhaltensweisen häufiger zeigt, weil er mit dir die Erfahrung gemacht hat, dass die Chancen auf den Erfolg seines Verhaltens besonders spannend und begehrenswert sind. 


  • Beispiel 1: Ein Beispiel ist das Betteln am Tisch. Wenn du deinem Hund gelegentlich Essensreste vom Tisch gibst, während er bettelt, wird er lernen, dass Betteln manchmal belohnt wird. Dies kann zu einem hartnäckigen Bettelverhalten führen, das schwer wieder wegzubekommen ist.  

 

  • Beispiel 2: Du befindest dich mit deinem Hund in der Leinenführigkeit und dein Hund beginnt an der Leine zu ziehen. Du gibst die Leine leicht nach. Dieses unbewusste und vermeidlich harmlose Nachgeben der Leine kann dazu führen, dass dein Hund in Zukunft häufiger an der Leine ziehen wird, in der Hoffnung, seinen Willen durchsetzen zu können – er hatte damit schließlich zuvor Erfolg. 

Ungewollte partielle Verstärkung führt oft zu einem unerwünschten und störenden Verhalten beim Hund, welches schwierig zu ändern ist. Dies passiert, weil der Hund lernt, dass seine Beharrlichkeit gelegentlich belohnt wird. Als Hundebesitzer ist es daher entscheidend, dass du achtsam auf deinen Hund reagierst und konsequent bleibst. Du solltest gewünschte Verhaltensweisen bestärken und unerwünschte ignorieren oder korrigieren, um Missverständnisse und unangepasstes Verhalten zu verhindern.

 

Fazit


Der bewusste Einsatz von partieller Verstärkung ist ein mächtiges Werkzeug in der Hundeerziehung. Es fördert nicht nur die Beständigkeit und Zuverlässigkeit des gewünschten Verhaltens, sondern stärkt auch die Bindung zwischen Hund und Besitzer durch ein tiefes Verständnis und Vertrauen. Während die kontinuierliche Verstärkung in den Anfangsphasen des Trainings wichtig ist, um ein Verhalten zu etablieren, ermöglicht die partielle Verstärkung, dieses Verhalten dauerhaft zu festigen. Sie macht das Lernen für den Hund interessanter und herausfordernder und verhindert die Abstumpfung gegenüber Belohnungen. Wichtig ist jedoch, dass die partielle Verstärkung gezielt und überlegt eingesetzt wird, um Verwirrung oder Frustration beim Hund zu vermeiden. Fehlende Konsequenz in der Hundeerziehung kann hingegen versehentlich partielle Verstärkung begünstigen und somit unerwünschtes Verhalten fördern. 

Letztlich ist ein gut durchdachter Mix aus verschiedenen Verstärkungsmethoden der Schlüssel zu einem erfolgreichen und glücklichen Zusammenleben mit dem Hund.