Warum zieht ein Hund an der Leine, ohne dass es ihm etwas auszumachen scheint? Ein zentraler Faktor ist die Anatomie des Hundes. Hunde besitzen eine deutlich stärkere Nacken- und Rückenmuskulatur als Menschen. Diese starke Muskulatur sorgt dafür, dass sie selbst bei starkem Leinenzug kaum Schmerzen empfinden. Deswegen führt selbst intensiver Druck durch Halsband oder Geschirr selten dazu, dass das Ziehen gestoppt wird.
Ein weiterer Einflussfaktor ist die Genetik. Viele Hunderassen wurden gezielt dafür gezüchtet, physische Belastungen zu ertragen oder eigenständige Entscheidungen zu treffen. Schlittenhunde, wie der Siberian Husky, sind ein typisches Beispiel: Sie wurden speziell darauf ausgelegt, Gewicht zu ziehen und dabei Ausdauer zu zeigen. Ebenso gehören Jagdhunde wie der Beagle zu den Rassen, die darauf trainiert wurden, Spuren zu folgen und eigenständig zu handeln. Dieses genetisch verankerte Verhalten spiegelt sich oft im Alltag wider – hauptsächlich dann, wenn die Grundlagen der Leinenführigkeit nicht trainiert wurden.
Warum ist dieses Wissen wichtig?
Das Verständnis dieser anatomischen und genetischen Faktoren hilft uns Hundemenschen, realistische Erwartungen an das Verhalten unserer Hunde zu stellen. Es macht deutlich, dass ein Hund nicht „unfolgsam“ ist, weil er zieht, sondern dass seine körperlichen und genetischen Eigenschaften ihn dazu antreiben. Dieses Wissen legt den Grundstein für ein gezieltes Leinenführigkeitstraining, bei dem wir nicht gegen die Natur des Hundes arbeiten, sondern sie in das Training integrieren.
Ein Labrador, der nicht an der Leine trainiert wurde, wird seine Kraft nutzen, um schnell zu einem spannenden Geruch zu gelangen. Ebenso wird ein Husky versuchen, Vortrieb aufzubauen, weil dieses Verhalten über Jahrhunderte hinweg gefördert wurde. In solchen Situationen ist es besonders wichtig, das Training der Leinenführigkeit schrittweise aufzubauen und dem Hund klare Orientierung zu geben.