
Zerrspiele: Zerren, was das Zeug hält!
Zerrspiele
Wir spielen sehr viel und sehr gerne mit unseren Hunden Zerrspiele und vor allem unsere Amalia liebt es zu zerren. Viele denken bei Zerrspielen an das wilde Rumhengen von Pitbulls an einer Beisswurst. Hier handelt es sich jedoch in erster Linie um ein Muskelaufbau Training. Hier soll es aber um das kontrollierte Zerrspiel gehen, bei dem es eine klare Hund-Mensch-Interaktion gibt.
Wir setzen Zerrspiele als Belohnung , zur Auslastung und zum Training ein, denn auch wenn du es nicht denkst, mit Zerrspielen kann man viele Dinge bei deinem Hund trainieren. Aber, und das haben wir schon sehr oft gemerkt, bei Zerrspielen scheiden sich extrem die Geister: Manche lieben es und andere finden es schrecklich und denken, man würde einen Hund damit aggressiv machen.
Wir möchten dir zeigen, was du bei einem Zerrspiel beachten solltest und welche Trainingserfolge du mit einem Zerrspiel fördern kannst.
Was ist ein Zerrspiel?
Zerrspiele sind eine Art von Beutespiel, bei dem der Hund einer Beute hinterherjagt und später daran fetzt. Ein Grundbedürfnis von Hunden ist es, zu jagen und Beute zu greifen. Mit dem Zerrspiel wird das Bedürfnis kontrolliert zugelassen und das Bedürfnis gestillt. Somit – und das ist ein viel wichtigerer Grund – bietet es dem Hundehalter die Möglichkeit für den Ernstfall gewappnet zu sein und den Hund so stets kontrollieren und regulieren zu können. Vor allem Terrier, Hirten- und Treibhunde lieben Zerrspiele, weil dieses Verhalten zu ihrem ursprünglichen Zuchtgrund zurückzuführen ist. Instinktiv entwickeln sie ein Jagdverhalten und würden bei geringer Impulskontrolle gerne direkt drauf los schiessen, sobald sie bei einem Spaziergang etwas im Busch hören. Aber auch jeder andere Hund ist für Zerrspiele geeignet, sofern er da drauf Lust hat. Unser Vito beispielsweise hat manchmal mehr und manchmal weniger Lust.
Regeln für ein kontrolliertes und gutes Zerrspiel
- Für Zerrspiele ist eine klare Beziehung zwischen dir und deinem Hund wichtig. Nur wenn ihr eine definierte Beziehung habt, in der sich dein Hund nach dir orientiert, nur dann ist ein Zerrspiel absolut bedenkenlos – anderenfalls kann es schnell mal ernst werden. Falls das bei dir und deinem Hund also nicht der Fall ist, dann beginnt erst dann mit Zerrspielen, wenn ihr wirklich als Hunde-Mensch-Team soweit seid.
- Dein Hund benötigt ein gewisses und vor allem sicheres Grundgehorsam. Sowohl das Startsignal und das Abbruchssignal sollte dein Hund bereits perfekt beherrschen. Welches Start- und Abbruchssignal du dafür verwendest ist vollkommen dir überlassen. Wir benutzen zum Beispiel “Fass” als Startsignal und “Aus” als Abbruchssignal. Sofern dein Hund diese Grundgehorsam nicht auffweist, handelt es sich nicht um ein kontrolliertes Zerrspiel, sondern ist nur unkontrolliert und wildes Herumgebeisse.
- Ein kontrolliertes Zerrspiel besteht immer aus einer Interaktion aus Hund und Mensch. Bei der aktiven Variante zerrt der Hund an einem dafür vorgesehen Zerrspielzeug und der Hundehalter hält dagegen an. Beim passivem Zerrspiel kann diese Interaktion auch so aussehen, dass das Zerrspielzeug irgendwo befestigt wird (beispielsweise an einer Springpole oder eine Flirtpole) und der Hund kontrolliert an dem Zerrspielzeug zerren darf.
- Der Hund sollte nicht zu stark in den Erregungszustand gelangen. Wir merken das beispielsweise sehr gut, sobald Amalia anfängt lautere Töne von sich zu geben und ihre Pupillen sehr gross werden. Das wichtigste bei einem kontrollierten Zerrspiel ist die Balance zwischen Erregungszustand und Ruhephasen. Der Hund sollte nur soweit in den Erregungszustand gebracht werden, dass er noch voll reaktionsfähig und ansprechbar ist. Wenn dein Hund sicher und unmittelbar auf das Abbruchssignal reagiert, kann bei Bedarf der Erregungszustand erhöht werden. Denk dran, dass du genug Pausen einbaust, damit es immer noch ein ausgeglichenes Spiel ist.
Trainingseffekte
- Impulskontrolle: Dein Hund darf nicht einfach so beissen und zerren, wann und was er möchte. Du solltest ihm stets vorgeben, wann du das Spiel beginnst und das Zurückhalten des Drangs ist eine sehr wichtige Impulskontrolle. Der Hund möchte seinem Impuls hinterherzujagen nachgehen aber du hälst ihn davon ab, indem du nicht direkt das Startsignal gibst. Die Impluskontrolle kann nach Bedarf gesteigert werden und ist für den Hund eine enorme mentale Auslastung, da er seinen inneren Drang selbstständig aus eigener mentaler Stärke regulieren muss.
- Signalkontrolle: In einer ruhigen Umgebung mit einer Hand voll Leckerlis ist es nicht besonders schwierig den Hund zu motivieren schnell auf deine Signalwörter beziehungsweise Kommandos zu reagieren. Bringst du deinen Hund jedoch in einen kontrollierten Erregungszustand, so dass er warten muss, bis das Zerrspiel beginnt und unmittelbar reagiert, sobald du das Spiel beendest, das ist wahre Signalkontrolle. Du kannst das Zerrspiel aber auch als Belohnung für eine sauber ausgeführte Übung verwenden.
- Erregungskontrolle: Ein wildes Zerrspiel kann deinen Hund schnell mal auf 180 bringen, du musst jedoch stets darauf achten, dass du die erregungs- und Ruhephasen ausgeglichen gestaltest und deinem Hund die Möglichkeit bietest sich selber zu beruhigen bevor du mit dem nächsten Spiel beginnst. Auf keinen Fall sollte dein Hund kurz vor dem Startsignal auf “heissen Kohlen sitzen” und total ungeduldig warten, bis du ihm endlich erlaubst zu spielen. Merkst du, dass dein Hund keine ruhige Haltung hat, warte so lange ab, bis er sich beruhigt. Wenn du das oft genug machst, wird er sich von mal zu Mal viel schneller beruhigen.
- Den Aufbau von Selbstvertrauen: Zerrspiele bieten deinem Hund die Möglichkeit, sein Selbstvertrauen zu stärken. Vor allem bei ängstlichen Hunden kann dann tolle Resultate bewirken. Als wir Amalia zu uns aufgenommen haben, war sie uns gegenüber ein extrem unterwürfiger Hund und hatte bei Laufen meist eine geduckte Haltung. Sie war ein sehr unsicherer Hund und diese Unsicherheit hat sie in Artgenossenaggression umgewandelt. Mithilfe der Zerrspiele konnte sie ihr Selbstvertrauen gut aufbauen und ist mittlerweile viel selbstsicherer, auch wenn sie immer noch unsicheres Verhalten zeigt, ist es trotzdem viel besser geworden. Keine Sorge, bei selbstsicheren Hunden wird bei einer klar definierten Beziehung zwischen dir und deinem Hund kein extremer Egopush folgen und dein Hund wird auch keinen Egowahn unterliegen 🙂
Das Zerrspiel beenden
- Du beendest das Zerrspiel, indem du das Abbruchssingnal verwendest und deinem Hund verdeutlichst, dass das Spiel vorbei ist
- Du lässt deinen Hund gewinnen und lässt das Zerrspielzeug los und dein Hund darf stolz mit seinem gewonnenen Zerrspielzeug herumstolzieren.
Mentale und körperliche Auslastung
Welches Zerrspielzeug?
Mythos 1: Zerrspiele machen Hunde aggressiv
Mythos 2: Hunde dürfen Zerrspiele nicht gewinnen
Das Zerrspiel – Der Allrounder
Du siehst also, das Zerrspiel bietet unglaublich viele Möglichkeiten das Gehorsam deines Hundes zu stärken, die Impulskontrolle zu verbessern, das Selbstvertrauen aufbauen und deinen Hund dabei psychisch und physisch auszulasten. Für uns nach wie vor ein tolles Spiel, bei dem wir in intensiver Interaktion mit unseren Hunden sind und sie dabei artgerecht fordern und fördern.
Halt die Ohren steif und immer der Nase nach!
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