Dilute Gen: Color Dilution Alopecia (CDA) beim Hund | Blue Line

In diesem Beitrag möchten wir über das Dilute Gen und Color Dilution Alopecia (kurz: CDA) aufklären. In Kooperation mit Dr. Patrick Hensel von der Tierdermatologie Basel haben wir die wichtigsten Fragen in Form eines Interviews zusammengefasst und möchten euch richtige Informationen mithilfe eines Tierdermatologie-Experten liefern.

 

Was ist das Dilute Gen?

Die Haut- und Fellfarbe des Hundes wird durch 2 Melanintypen bestimmt. Das Eumelanin erzeugt eine schwarze bis dunkelbraune Farbe, während Pheomelanin eine rot/gelb Färbung bewirkt. Zudem gibt es noch weitere Gene in verschiedenen Bereichen, die man Loci nennt, die die Verteilung des Melanins bestimmen. So gibt es z. B. S-Locus (weisse Flecken im Fell), M-Locus (Merle Fell), K-Locus (dominantes Schwarz), D-Locus (Dilution), etc. Das Dilute Gen ist somit ein Gen, das es bereits sehr lange gibt und eine Farbvariation darstellt. Fälschlicherweise wird das Dilute häufig als "Gendefekt" betitelt, was vollkommen falsch ist. Dilute ist wie Merle und Co. eine Farbvariation. Ehrlicherweise muss man sagen, dass auch die Wissenschaft noch nicht endgültige Erkenntnisse hinsichtlich des Dilute Gens liefern kann. Viele Genetiker und Veterinärmediziner arbeiten deshalb intensiv an der Forschung. Zurzeit geht man davon aus, dass es sich um das Gen handelt, welches für die Produktion von Melanophilin (MLPH) verantwortlich ist. Die Aufgabe von MLPH ist es, den Transport und die Verteilung des Farbpigments Melanin voranzutreiben. Vermutlich sind jedoch noch andere Gene involviert, über die man bislang noch nicht ausreichend Erkenntnisse gewinnen konnte.

Wie kommt das Dilute Gen zustande?

Wir möchten gar nicht so tief in die Genetik einsteigen, aber so ein wenig Schulkenntnisse aus dem Biologieunterricht werden benötigt 🙂

Betrachten wir ein Chromosenenpaar, so besteht es aus zwei Allelen. Dabei stellt der Locus den physischen Ort dar, an dem sich ein bestimmtes Gen befindet, quasi der Standort des Gens.Denken wir einen Moment zurück an die Mendelschen Gesetze, dann erinnern wir uns daran, dass es beispielsweise bezogen auf die Farbe rezessive oder dominante Farben gibt. Das heisst, dass dominante Farben wahrscheinlicher weitergegeben werden, als rezessive Farben. Werden also die Samen einer roten Rose (R / dominant) mit denen einer weissen Rose (r / rezessiv) vermischt, so können dabei folgende Farbvariationen herauskommen:

  • Genotyp: RR und die Rose wird rot,
  • ebenso wie bei der genetischen Kombination von Rr, denn auch in diesem Fall wird die Rose phänotypisch rot, da rot das dominante Gen ist,
  • allein beim Genotyp rr wird die Rose phänotypisch weiss. 
Der Genotyp ist also das, was genetisch gespeichert wird und der Phänotyp ist das, was äusserlich zu erkennen ist. Warum wir diesen kleinen Ausflug in die Schulbiologie gemacht haben, ist ganz einfach: Es ist derselbe Prozess, der die Fellfarbe bei Hunden bestimmt.

 

 
 

Welche Tiere sind betroffen davon? 

Diese Color Dilution gibt es bei vielen verschiedenen Tierarten und kommt auch bei einer ganzen Reihe von Hunderassen vor. Ein klassisches Beispiel wäre der Weimaraner und Slowakischer Pointer, die es nur mit Dilute Farben gibt. Dann gibt es Hunderassen, bei denen es relativ häufig vorkommt (Italian Greyhounds, Whippets, Tibetan Mastiffs and Neapolitan Mastiffs). Dann gibt es noch eine ganze Reihe von Hunden, bei denen das Dilute Gen selten vorkommt, allerdings in letzter Zeit durch den Trend immer mehr an Popularität gewinnt (z. B. American Staffordshire Terrier, Deutsche Dogge, Shar Pei, Labrador, Franz. Bulldogge, etc.)

Dilute Gen und die Erkrankung an CDA

Dilute ist kein Gendefekt, wie es immer wieder gerne, aber fälschlicherweise verbreitet wird, sondern eine Farbvariation, die in der Regel zu keinen weiteren Problemen führt. Aufgrund der erhöhten Nachfrage in den vergangenen Jahren, kam es zu einer Krankheit, die mit dem Dilute Gen assoziiert wird und unter dem Namen Color Dilution Alopecia (kurz: CDA) bekannt ist. Bei CDA leiden die Hunde unter starken Hautproblemen, Fellausfall und Juckreiz. Die Haut verkrustet und die Lebensqualitäte des Hundes lässt nach. Die Gründe, die zu einer Erkrankung an CDA führen, sind noch nicht bekannt.  Tatsächlich entwickeln nicht alle Hunde mit Farbverdünnung (also Dilute Gen) Probleme. Grösstenteils führt das Dilute Gen nicht zu CDA, jedoch ist beim Dobermännern und einigen anderen Rassen bekannt, dass es besonders häufig eine Verknüpfung von CDA und dem Dilute Gen gibt.

Faktisch gesehen gibt es viele Rassen, die ausschliesslich in den Dilute Farben gezüchtet werden und seit Generationen keine nachweislichen Probleme aufweisen (beispielsweise der Weimeraner). Allerdings erkranken immer mehr graue oder isabella / lilac-farbende Hunde an CDA. Die Ursachen sind hier noch nicht ganz klar. Das Problem sollte ernst genommen werden, hauptsächlich sollte die Zucht und die Wahl des Hundes betrachtet werden. Ein wichtiges Indiz kann vorrangig die Zucht selbst sein. Besonders in den letzten Jahren ist die Nachfrage nach grauen Hunden extrem gestiegen und bei eBay Kleinanzeigen irren viele fragwürdige Hundeanbieter herum, die fast ausschliesslich graue Hunde anbieten. Dabei haben die meisten Anbieter keine Ahnung von genetischen Vorgängen und experimentieren auf Kosten der Hunde-Gesungheit rum. Hunde aus nicht seriösen Quellen und einer nicht nachvollziehbaren Zucht können dann häufiger an CDA erkranken.

Die Tatsache, dass die Dilute Farben nur bei wenigen seriös-gezüchteten Hunden eine minimale bis gar keine Gesundheitsgefährdung darstellen, deutet auf andere, bislang unerforschte, Ursachen hin. Aktuell vermutet die Forschung, dass CDA erst mit einer Vielzahl an diversen anderen Mutationen auftritt. Bei einer ausgewählten Zucht ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass die Welpen an CDA erkranken.

    Es gibt mittlerweile einige wissenschaftliche Texte, die sich mit CDA und Dilute beschäftigen. Wenn du Interesse daran hast, mehr nach zu lesen, dann schau mal hier vorbei:

    • Polymorphisms within the canine MLPH gene are associated with dilute coat color in dogs: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1183202/
    • Color dilution alopecia in a blue Doberman pinscher crossbreed: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2671874/
    • Color–dilution alopecia in dogs: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16131833
    • A Noncoding Melanophilin Gene (MLPH) SNP at the Splice Donor of Exon 1 Represents a Candidate Causal Mutation for Coat Color Dilution in Dogs: https://academic.oup.com/jhered/article/98/5/468/2187775
    • Chromosomal Assignment of the Canine Melanophilin Gene (MLPH): A Candidate Gene for Coat Color Dilution in Pinschers: https://academic.oup.com/jhered/article/96/7/774/2187651