Die wichtigsten 4 Hausregeln für deinen Hund

Hausordnung

"Wer Zuhause seinen Platz nicht kennt, der wird ihn draussen und in Konflikten auch nicht kennen". - Vitomalia

Die Hausordnung bildet das Fundament in der Hundeerziehung. Welche Hausordnung mit welchen Regeln vorherrschen, bestimmst du als Hausherr oder Hausherrin. Regeln erleichtern das Zusammenleben und schaffen Respekt und Akzeptanz. Jeder Haushalt benötigt seine eigene Hausordnung für seinen Hund, um ein harmonisches und respektvolles Miteinander gewährleisten zu können. Jeder Hunde-Haushalt ist anders, lebt unter anderen Bedingungen, machte andere Erfahrungen und besteht aus unterschiedlichen Persönlichkeiten. Passe die Hausordnung mit Hund an eure Bedürfnisse an. In der Hundeerziehung bildet die Hausordnung den Grundstein für jedes weitere Verhalten. Wer die Basics im Haus nicht schafft, braucht draussen mit Verhaltensauffälligkeiten gar nicht anzufangen. Du kannst dir das Hund-Mensch-Team wie ein Team vorstellen, bei dem der Hund der Mitarbeiter ist und du der Teamleiter oder die Teamleiterin. Als Teamleiter oder Teamleiterin definierst du Aufgaben und Zuständigkeiten. Du als Hundemensch bist zuständig für die Sicherheit – das muss und darf dein Hund nicht übernehmen. Die kooperative Zusammenarbeit zwischen dir und deinem Hund entsteht, wenn jedes Teammitglied seine Aufgabenverteilung und seine Verantwortung kennt. Du, als Mensch, bist verantwortlich für die Ressourcenverteilung, für die Sicherheit und das Teambuilding, also den Beziehungsaufbau. Besonders in Mehrhundehaushalten und Haushalten mit Kindern sind Regeln notwendig. Nimmt der Hundemensch den Aspekt der Sicherheit und Führung nicht richtig ernst, wird sich der Hund lautstark mit Gebell um die Sicherheit und Führung bemühen. Bei einem Mehrhundehaushalt kann das zu einer sehr unangenehmen und unruhigen Eigendynamik führen. Die Hausordnung beim Hund sorgt für eine klare Ressourcenverteilung. Es steht deinem Hund schlichtweg nicht zu, Ressourcen eigenständig in Anspruch zu nehmen. In Haushalten mit Kindern kann das zu unschönen Begegnungen mit Kinderspielzeug führen. Wir raten dir frühzeitig eine Hausordnung für deinen Hund zu etablieren und diese durchzusetzen. 

Territorium und Streifgebiet

Jeder Hund besitzt ein angeborenes Territorialverhalten, das völlig natürlich ist. Unsere Hunde bewohnen ihr Territorium, sie bewachen es und sie beschützen es. Beim Hund unterscheiden wir zwischen Territorium (Kernraum) und Streifgebiet (Aktionsraum). Das Territorium verteidigt der Hund und im Streifgebiet bzw. Aktionsraum hält der Hund sich auf, aber verteidigt es nicht. Die Bereiche, in denen sich wichtige Ressourcen deines Hundes befinden, also sein Schlafplatz oder das Futter, werden besonders intensiv verteidigt. Es handelt sich um das Kernterritorium. Für unsere Hunde sind Territorien bedeutungsvoll, weil:

Das Territorium wird auch regelmässig begangen. Du kannst dir das wie eine Patrouille vorstellen. Zudem markieren Hunde in ihrem Territorium. Unter Markieren ist das Absetzen von Kot oder Urin, Scharren oder Knurren und Bellen zu verstehen. Zum Territorium deines Hundes kann gehören:

  • die Wohnung / das Haus (aber eventuell nicht alle Zimmer)
  • der Garten
  • das Auto
  • der Spazierweg
  • andere Orte, an denen der Hund sich regelmässig befindet (Hundeplatz, Hundetagesstätte, Spaziergebiet…)
 

Regel 1: Kernterritorium schaffen

Zu Hause Ruhe und Entspannung aufzubauen, verpassen viele Hundemenschen in der Erziehung ihres Hundes. Der Hund darf Zuhause immer und überall hingehen, darf selbstständig Entscheidungen treffen und Räume einnehmen oder seinem Menschen hinterherlaufen. Das ständige Nachlaufen ist für deinen Hund sehr stressig und kann bei anhaltendem Stress zu psychischen und gesundheitlichen Problemen führen. Ein stressfreies Leben ist je nach Hundepersönlichkeit oder Charakter keine Selbstverständlichkeit. Als Hundemensch ist es unsere Aufgabe, Entspannung bei unserem Hund zu fördern. Entspannung und Ruhe kannst du durch Grenzen, Regeln und eine definierte Hausordnung bieten. Bereite für deinen Hund ein besonderes Kernterritorium vor, das der Hauptaufenthaltsort deines Hundes werden soll. Das Kernterritorium ist der Ort, an dem dein Hund sich in aufregenden, ungewohnten oder stressigen Situationen zurückziehen kann. In Situationen, in denen es sich nicht um den Hund dreht, kannst du deinen Hund ebenfalls zu seinem Kernterritorium führen. Gut geeignet sind KennelsHundeboxen oder höhlenartige Hundeplätze. Falls du das nicht hast, reicht ein Hundeplatz mit Wand-Befestigungsmöglichkeit aus. Jeder Hund hat andere Vorlieben, wenn es um seinen Hundeplatz geht. Das Kernterritorium spielt eine wesentliche Rolle in der Hausordnung beim Hund. Gestalte das Kernterritorium nach den Vorlieben deines Hundes, anstatt nur auf deine eigenen Vorstellungen zu achten! 
Damit dein Hund aktiv lernt herunterzukommen, kannst du in den nächsten 21 Tagen ein Hundegeschirr oder Halsband mit Hausleine nutzen, um deinen Hund immer wieder auf seinen Platz zu führen, wenn Ruhe angesagt ist. 
 

Nutze das Kernterritorium zur Ruhe und Entspannung

  • wenn du beim Essen bist,
  • solange du Futter für deinen Hund zubereitest,
  • wenn du Besuch bekommst,
  • sobald du den Raum verlässt,
  • oder in jeder Situation, in der dein Hund unruhig wird.
Diese Eingrenzung wird für deinen Hund zunächst doof sein und er wird wahrscheinlich motzen. Diesen Frust muss dein Hund lernen auszuhalten, weil die Frustrationstoleranz eine Kernkompetenz ist, die in der Hundeerziehung für unendlich viele Bereiche (z. B. Rückruftraining) benötigt wird. Ausserdem ist es völlig legitim, dass dein Hund lernt, dass sich dein gesamter Tag nicht ständig nur um ihn dreht und er nicht immer im Mittelpunkt steht. Baust du ein gutes Deckentraining mit ausreichend Frustrationstoleranz auf, wird es deinem Hund leichter fallen, allein zu bleiben. Du tust deinem Hund mit einem Deckentraining im Kernterritorium in vielerlei Hinsicht gut. 
Grenzen bieten Sicherheit und Sicherheit bietet Entspannung. - Vitomalia

Hausordnung – Kernterritorium für Ruhe und Entspannung

Ausgewachsene und gesunde Hunde benötigen etwa 80–90 % des Tages zum Dösen. Das sind etwa 16–20 Stunden des gesamten Tages. Ein Hund, der sowohl draussen als auch im Haus ständig unter Spannung steht, kann nicht aktiv zur Ruhe kommen und gelerntes verarbeiten. Vor allem hyperaktive Hunde müssen lernen zu ruhen. Der Schlaf ist für die Stressverarbeitung deines Hundes wichtig. Im Schlaf sinkt das Hormon Cortisol. Cortisol ist als Stresshormon bekannt und wird in stressigen Situationen vermehrt in den Körper deines Hundes abgegeben. Durch ausreichend Ruhephasen kann dein Hund das Cortisol abbauen. Erhält dein Hund nicht ausreichend Schlaf, bleibt der Cortisol-Spiegel hoch. Dein Hund empfindet als Folge dessen vermehrt Stress. Durch Bewegung wird das Stresshormon Cortisol ebenfalls abgebaut. Gestresste Hunde, die zu wenig Ruhephasen erhalten, gleichen ihren Stress dann durch Bewegung aus. Der Teufelskreis beginnt und aus einem gestressten Hund wird ein hyperaktiver Hund, der gestresst ist.

Schlafende Hunde soll man nicht wecken! - Sprichwort

Ruhe muss und kann gelernt werden. Wenn dein Hund selbst nicht zur Ruhe findet, kannst du deinen Hund mit der Hausordnung zur Ruhe anleiten. Das Kernterritorium aktiv aufzubauen und zu nutzen und den Hund bewusst auf seinem Hundeplatz zu führen wird einen ausgeglichenen und stressfreien Alltag mit deinem Hund bieten. Nur wenn du als Hundemensch dir bewusst darüber bist, wie wichtig Ruhe für deinen Hund ist und wie viel Schaden du durch zu wenig Ruhe förderst, kannst du das Kernterritorium konsequent durchsetzen – ausnahmslos.

Regel 2: Tabu-Zonen definieren und durchsetzen

Tabu Zonen sind Räume, Bereiche oder Objekte, bei denen der Hund nichts zu suchen hat. Unsere Hunde leben gemeinsam mit uns in einem Haushalt. Das bedeutet nicht, dass unser Hund unser Zuhause komplett einnehmen darf. Dein Hund muss nicht endlos im Mittelpunkt deiner Aufmerksamkeit stehen und es ist zulässig räumliche Grenzen zu definieren. 

Tabu-Zonen können sein: 
  • die Küche, 
  • das Sofa, 
  • das Bett, 
  • das Kinderzimmer, 
  • Objekte wie Kinderspielzeug oder Schuhe, 
  • der Bereich um den Kamin,
  • usw.

Eine Tabu-Zone kann in der Hausordnung beim Hund entweder fest und überdauernd sein oder variabel und befristet. Du kannst einen Raum nur für einen bestimmten Tag als Tabu-Zone definieren oder nur über einige Minuten, weil du diesen Raum gerade nass gewischt hast. Wichtig ist, dass du eine Tabu-Zone immer und ausnahmslos einhältst. Wenn du die Küche als feste Tabu-Zone definierst, dann wird die Küche immer eine Tabu-Zone bleiben. Ob du eine, mehrere oder gar keine Tabu-Zone einführst, ist dir überlassen. Gleiches gilt für Objekte oder Bereiche. Du kannst in der Hausordnung bestimmte Objekte oder Bereiche fest tabuisieren oder aber für einen bestimmten Zeitrahmen. Es ist empfehlenswert Tabu-Zonen im Haushalt zu üben, damit du deine körpersprachliche Kommunikation und somit Einschränkung mit deinem Hund üben kannst. Ist deine körpersprachliche Durchsetzungskraft zu Hause deutlich und dein Hund akzeptiert deine Grenzen, wird es dir draussen leichter fallen, neue Grenzen zu setzen. Die Akzeptanz von Grenzen muss dein Hund erst lernen und du musst lernen diese durch deine Energie umzusetzen.

Gewalt endet dort, wo Respekt beginnt. - Unbekannt

Die Tabu-Zone schaffst du durch körperliche Grenzen, indem du deinen Hund körpersprachlich wegdrängst oder ihn an der Hausleine zu seinem Kernterritorium führst. Dein Hund lernt, was er lassen soll und was er stattdessen tun soll. Die Körpersprache ist für deinen Hund das, was für den Mensch Wörter sind. Zu der Kommunikation deines Hundes zählt ebenfalls die Raumverwaltung in der Hausordnung. Raum ist für unsere Hunde eine Ressource, die von dir als Mensch verwaltet werden muss. Hunde reagieren sehr feinfühlig auf räumliche Grenzen. Deine Aufgabe ist es, die Ressource Raum zuzuteilen oder gegebenenfalls zu verwehren. Indem du die Grenze immer wieder einforderst, wird dein Hund diese schnell verstehen und einhalten lernen. Mehr dazu erfährst du im Blogbeitrag "Darf mein Hund auf das Sofa und auf das Bett?".

Nimm deine Tabu-Zonen ernst. Nur wenn du die richtige Einstellung ausstrahlst, wird dein Hund deine Grenze verstehen und annehmen. Schaffst du nicht die richtige energische und körperliche Grenze, wird dein Hund deine Reaktion womöglich als Spiel aufnehmen.

 

Regel 3: Ruheraum aufbauen

Neben dem Kernterritorium besteht die Möglichkeit ein Ruheraum aufzubauen. Ein Ruheraum ist kein Hundebett, Kennel oder eben das Kernterritorium, sondern ein ganzes Zimmer, indem sich der Hund gegebenenfalls mehrere Stunden aufhalten soll. Der Ruheraum kann für stressige Situationen als Management genutzt werden, wenn etwa Besuch kommt. In solchen Situationen ist es besser für deinen Hund, ihn in seinen Ruheraum zu führen, wo sich ein Hundebett und Trinkwasser befindet. Das bietet dem Hund die Möglichkeit sich zu bewegen, den Besuch wahrzunehmen, nicht aber durch den Reiz des Besuches überfordert zu werden. Der Ruheraum dient als Management-Massnahme, um deinem Hund dem Stress zu entziehen oder Besuchern zu helfen, die Angst vor Hunden haben. Management in der Hundeerziehung verhindert, dass Hunde Fehler machen können, weil du durch die äusseren Gegebenheiten ideale Bedingungen setzt. Das Management ersetzt kein Training und muss somit separat aufgebaut und geübt werden.  Der Ruheraum kann genutzt werden, wenn:

Regel 4: Fütterung einteilen

Die Fütterung deines Hundes solltest du als Ritual aufbauen. Egal, was du fütterst, Futter darf nicht durchgehend im Futternapf zur Verfügung stehen. Ständig verfügbares Hundefutter ist eine der grössten Fehler in der Hunde-Ernährung. Eine klare Hausordnung definiert, dass du als Hundemensch das Hundefutter zuteilst. Permanent zugängliches Hundefutter kann die Ressourcenverteidigung deines Hundes fördern. Dein Hund wird ständig unter Stress stehen und stets darauf achten, wer sich in der Nähe seines Futters aufhält. Das Hauptaugenmerk wird dein Hund auf sein Futter und dessen Verteidigung setzen. Die Ressourcenverteidigung kann zu Aggressionen gegenüber anderen Artgenossen im Haus, Kindern und dir als Hundemensch führen. Neben dem Ressourcenproblem kann ständig verfügbares Futter zu starkem Übergewicht beim Hund führen. Übergewicht führt zu Gelenkproblemen und anderen gesundheitlichen Einschränkungen. Im Hundetraining ist es sinnvoll, mit Futter zu motivieren und zu locken. Sobald dein Hund ständig Futter zur freien Verfügung hat, entfällt diese Möglichkeit der punktgenauen Verstärkung durch Futtermotivation. Futter kann beim Erlernen von neuem Verhalten eine hervorragende und punktgenaue Verstärkung sein. Ein ausgewachsener Hund sollte zweimal täglich gefüttert werden. Hat dein Hund Schwierigkeiten mit dem Magen und der Verdauung, empfiehlt es sich den Hund dreimal täglich zu füttern oder einen Nachmittag-Snack anzubieten. Die regelmässige Fütterung verhindert eine übermässige Magensäure-Produktion und mit ihr Bauschmerzen. Wenn Futter im Napf übrig bleibt, stellst du den Napf weg und bietest den Rest bei der nächsten Fütterung an oder zwischendurch. Isst dein Hund mehrere Tage nichts oder wenig, kannst du sicherheitshalber einen Tierarzt oder eine Tierärztin kontaktieren. Die Futtersorte kann genauso ein Grund sein, warum dein Hund das Futter verweigert. Zwar besitzen Hunde nur ein Sechstel so viele Geschmacksknospen wie ein Mensch, trotzdem kann ihnen ein Futter mehr oder weniger schmecken. Das liegt daran, dass dein Hund die Aromen des Futters mit der Nase aufnimmt. Vor der Fütterung lässt du deinen Hund kurz runterfahren, indem er Blickkontakt aufbauen soll oder sich hinsetzt. Hunde sind Schlinger, aber dein Hund soll sich nicht auf den Napf stürzen, sobald du diesen hinstellst. Wie du dieses Training aufbauen kannst, erfährst du im Impulskontrolle Training für Anfänger. Das Stichwort lautet Impulskontrolle. Dein Hund soll weder Kunststücke vor seinem Futter vollbringen, noch andere wilde Übungen. Vor dem Fressen soll dein Hund sich schlichtweg einen Augenblick zurücknehmen und deine Freigabe abwarten. Du als Mensch teilst die Ressourcen auf – auch das Futter. Lasse deinen Hund kurz warten und gebe dann das Futter frei. Ist dein Hund einer der ungeduldigen Art ohne Selbstkontrolle, kannst du den Futternapf mit deiner Hand so lange zu halten, bis dein Hund einen Schritt zurückweicht oder dich kurz anschaut. Während dein Hund wartet, bis du das Futter freigibst, übt er seine Impulskontrolle. Lass deinen Hund nach der Freigabe in Ruhe und in seinem Tempo fressen. 

 

Du kannst dir die Checkliste für die Hundeeinrichtung kostenlos im Mitgliederbereich downloaden. Melde dich mit deinem Account an oder registriere dich gratis.